Satire

CW-Wert

13.08.1999

Geld macht sexy. Aber ein Geschlecht hat es nicht - jedenfalls nicht in Deutschland. Ist die Finanzwelt also geschlechtsneutral? Im Prinzip ja. Aber wenn eine Frau ihr Erspartes oder Geerbtes anlegen will, so schreibt Sabine Asgodom in ihrem Buch "Selbstmanagement für Frauen", fällt den meisten Bankberatern auf Anhieb nur zweierlei ein: Festgeld oder hauseigene Sparbriefe, jedenfalls nichts, womit sie fette Gewinne machen könnte.

Doch die Internet-gewandte Selbstverdienerin läßt sich damit nicht mehr abspeisen; sie besucht das Fitness-Studio für die Börse, die "Frauenfinanzseite" im Internet: www.investorin.de. Hier gibt es keine Tür mit der Aufschrift "For ladies only" und keine Zerbera im Leder-Outfit, die einen charmant, aber unerbittlich zurückweist. Die Ausgrenzung funktioniert anders: Jeder an Geldanlagen interessierte Mann wendet sich mit Grausen ab, wenn er statt Kaufmannsblau und munterem Mausgrau ein sanftes Gelb und Tupfer von Bonbonrosa erblickt. Noch peinlicher ist diese virtuelle Briefkastentante namens Money Penny, die kindische Anfängerfragen beantwortet.

Der eine oder andere kommt vielleicht wieder - abends nach elf und um Himmels Willen ohne Bookmark. Denn entgegen anderslautenden Gerüchten wurde nicht jeder Mann als Börsenspezialist geboren - genauso wie es mittlerweile Frauen gibt, denen investorin.de nicht viel Neues zu erzählen hat. Ist die Web-Adresse also sexistisch? Ja, ist sie. Aber das stört wohl eher die Männer als die Frauen.