Satire

CW-Wert

28.05.1999

Rückengitter des Ventilators auf die Vorderseite des Motorgehäuses durch Niederdrücken der Feder schieben." Alles klar? Solche und andere sprachliche Köstlichkeiten spucken Web-Suchmaschinen nach Eingabe des Wortes "Gebrauchsanweisung" aus. Wer schon mal versucht hat, einen Videorecorder zu programmieren, kann sich vorstellen, daß sich tausende Sites mit diesem ganz normalen Wahnsinn befassen müssen.

Allerdings können Einweisungen in den korrekten Gebrauch von Geräten noch so gut übersetzt oder stilsicher geschrieben sein, sie helfen den Menschen nur dann weiter, wenn sie "interkulturell usable" sind. Das fand der Lehrstuhl für Allgemeine und Angewandte Psychologie an der Uni Regensburg im "Usability Lab" von Siemens heraus. Negativ auf die Akzeptanz eines Produktes kann sich demnach auswirken, wenn sich die Kultur, in der es produziert wurde, stark von jener unterscheidet, in der es auf den Markt kommt. So seien Chinesen bei Telefonen anders als die Deutschen nicht an einem schnellen Überblick über die gesamte Funktionalität interessiert, sondern an einer "pragmatischen Nutzung der Grundfunktionen". Diese Aussage bedeutet wirklich den Durchbruch im Design von Gebrauchsanweisungen. Plötzlich werden Hinweise wie der einer japanischen Fluggesellschaft zum Gebrauch von Sauerstoffmasken klar: "Wenn die Oxygenmaske vor Ihrer Kopf niedertropfe, verschnaufe normallich" und der Text zum Verhalten bei Notwasserung stellt für interkulturell beschlagene User auch kein Problem mehr dar: "Nachdem der Plan stoppt, verlasse bei der Tür oder dem nächsten Unglücksausgang. Sei ruhig, wenn sie hineinkommen in Lebensfloss."