Satire

CW-Wert

18.08.2000

Es geht abwärts mit dem World Wide Web. Ach, Sie sind immer noch vom Gegenteil überzeugt? Dann erinnern Sie sich bitte daran, welche Entwicklung der deutsche Fußball nahm, nachdem sich in den Bundesliga-Stadien zwischen Altona und Unterhaching plötzlich Schlangen vor den Damenklos bildeten!

Ein Desaster ähnlichen Ausmaßes droht der vorerst letzten Bastion männlicher Dominanz, dem Internet: Einer Studie der Marktforschungsunternehmen Media Metrix und Jupiter Communications zufolge sind in den USA bereits 50,4 Prozent der Web-Surfer weiblichen Geschlechts - mit stetig steigender Tendenz! Vor allem die Anzahl der Online-Girlies habe innerhalb des vergangenen Jahres um 125 Prozent zugenommen. Aber auch gestandene Frauenzimmer tummelten sich massenhaft im Netz der Netze - und zwar nicht nur auf den ihnen zugedachten "Frauen-Seiten". Lediglich die 18- bis 24jährigen zögen die reale der virtuellen Welt vor - noch! möchten wir ergänzen.

Wie lange es wohl dauert, bis diese Welle nach Europa überschwappt? Ha, längst passiert! Wie der Informationsdienstleister Netvalue kürzlich meldete, waren im Juni dieses Jahres zwar noch nicht die Hälfte, aber immerhin 43,5 Prozent der britischen Web-Nutzer eigentlich Nutzerinnen; in Deutschland und Frankreich lag der Anteil bei rund 38 Prozent.

Mit ein bisschen Zahlenakrobatik und erschreckender Blindheit gegenüber dem Ernst der Lage interpretierte Netvalue die augenfällige Invasion der Websen als relative Internet-Abstinenz der Männer - verursacht durch die Fußball-Europameisterschaft. Das klingt nicht sehr plausibel. Oder kennen Sie einen Mann, der nach dem dritten Gruppenspieltag noch Lust auf Fußball hatte?