Satire

CW-Wert

04.08.2000

Niemand braucht das Internet. Als es noch nicht da war, hat es keiner vermisst. Das scheint auch mit dem Rad oder dem Penicillin so gewesen zu sein, doch dieser Eindruck täuscht: Wer gezwungen war, furchtbar schwere Steine zu Pyramiden zu türmen, wer an einer Allerweltsbakterie starb, als das Leben gerade anfing, ihm Spaß zu machen, der spürte einen Mangel. Wer dagegen ohne Suchmaschine recherchierte, ohne Chat flirtete und seine Bring-Pizza telefonisch bestellte, dem fehlte überhaupt nichts. Alles, was das Internet bietet, kann man problemlos bleiben lassen.

Woher dann sein Erfolg? Nun, es ist eine Weile lang unterhaltsam, und es ist einfach da. Wenn jemand heute einen PC kauft, bekommt er den Netzzugang meist gleich dazu. Dann hat er ein Spielzeug, an das man sich gewöhnen kann. Davon profitieren die Provider, die ihnen verbundenen Medienkonzerne und auf andere Art die Geheimdienste: Noch nie haben sie so leicht so viel Persönliches und Intimes über so viele Menschen erfahren wie durch die automatische Überwachung der Netzkommunikation. Geldgier und Schnüffelei ergänzen sich prächtig. Das FBI will bei den Providern eine Software installieren, mit der es die E-Mails so genannter Verdächtiger kontrollieren kann. Die Provider protestieren mit dem Argument, sie gäben die gewünschten Informationen doch auch so heraus.

Indessen wächst aber das Rettende: Das Netz ist fehlkonstruiert, es könnte weltweit zum Absturz gebracht werden. Woher wir das wissen? Aus einer kleinen, feinen Meldung in der CW, die Sie gerade lesen. Suchen Sie ruhig. Wir werden eben gebraucht.