Satire

CW-Wert

21.07.2000

Laut einer von Microsoft veranstalteten Umfrage "sitzt ein Viertel der Briten lieber vor dem Computer, als Sex zu haben". Das verkrampfte Entweder-Oder, das da aufgemacht wird, hat etwas Insulares. Auf dem Kontinent hat sich der PC längst als angenehmer Partner durchgesetzt. Das männliche Beziehungsideal erfüllt er konkurrenzlos: Nie mehr reden, nie mehr zuhören, trotzdem nicht alleine sein. Doch auch Frauen entlastet das Gerät von diversen Mängeln der vordigitalen Geschlechtlichkeit: Es hat keine Mutter, es krümelt nicht, es leiert keine Affären an. Aus Italien wird das Phänomen der "Cyber-Eifersucht" gemeldet: 40 Prozent der befragten Frauen, alle noch Männern aus so genanntem Fleisch und Blut verbunden, fürchten, der Gatte werde im Internet eine intelligentere Gefährtin finden. Auch von dieser Angst befreit der PC: Er sitzt nicht am PC.

In der Liebe also alles roger. Dagegen wird die DV im Beruf leider unterschätzt. Der Siemens-Roboter "Schrobbie" etwa putzt die Böden der niederländischen Albert-Heijn-Supermärkte. Nicht schlecht, aber als Motivator, als Mann fürs Betriebsklima, wäre er viel wichtiger. Vergleichen Sie mit Ihrem Chef: Fordert Schrobbie Sie zu etwas auf, und Sie reagieren nicht, "umfährt der Roboter die Stelle, ohne den Angesprochenen weiter zu belästigen". Auf Firmenfesten spricht er "vorgegebene Texte oder macht flotte Musik" - eine echte Führungspersönlichkeit. Kein Zweifel, Schrobbie muss ins Management, auch im Interesse der jetzigen Strategen: Die könnten dann nach Hause gehen und - wie jeder fünfte Schwede - ihren PC streicheln.