Satire

CW-Wert

05.05.2000

In einer Branche, in der Verlustweltmeister zu Börsenlieblingen avancieren, ist das Unglaubliche am wirklichsten. Insofern stößt der via Web verbreitete Unsinn, wonach Microsoft 245 Dollar für das Weitersenden einer Nachricht bezahlt, sofern diese via "Internet Explorer" verschickt wird, auf immer mehr Glaubenswillige. Je mehr man von der Branche weiß, desto gefährdeter ist man. Hat das Unternehmen nicht durchaus im Ernst angekündigt, MS-Satelliten in den Weltraum zu schießen, um die Menschheit von allen Seiten mit ihren Programmen beglücken zu können? Und hat es sich nicht als bewährtes Konzept erwiesen, Konkurrenten mit kostenloser Software aus dem Markt zu drängen? In einer solchen Weltwirtschaft scheint es nur logisch zu sein, die Freeware-Konkurrenten abzuhängen und die Benutzung von Software mit ein paar Dollars zu versüßen. Die Begründung für die vorgebliche Microsoft-Aktion, das Unternehmen wolle damit seine Marktführerschaft im Browser-Geschäft sichern, passt ins Bild - auch wenn Browser-Kriege etwas aus der Mode gekommen sind. In Echelon-Zeiten ist zudem durchaus denkbar, dass Microsoft global alle Browser überwacht, damit nicht versehentlich ein Nutzer des "Netscape Navigator" Geld überwiesen bekommt. Problematisch wird die Sache allerdings im Falle eines Erfolgs. Wenn jeder Teilnehmer mehr als eine Mail verschickt, dann steigen die Kosten exponentiell. Dabei werden rasch Summen erreicht, die Microsoft nicht einmal in Aktienwährung bezahlen könnte.