Satire

CW-Wert

10.03.2000

Männer sind zum Glück nie da. So können sich die Frauen von ihnen versprechen lassen, spätestens nach der übernächsten CeBIT hätten sie mehr Zeit; wenn das dann an der weiterhin aufwendigen Erwerbstätigkeit desGatten scheitert, darf er sich einer liebevoll zugewandten Gattin sicher sein, denn wenig macht die Menschen so kommunikativ, wie wenn sie sich mitten im Wohlstand als Opfer fühlen können.

Erfüllte Versprechen lösen dagegen Panik aus. Es geht dann wie in dem Film "Pappa ante portas": Als der frisch gefeuerte Loriot Frau und Sohn mitteilt, er habe mit seinem Chef "vereinbart, meinen Verantwortungsbereich mehr nach Hause" zu verlegen, senkt sich bleiernes Schweigen über den Tisch, bis Evelyn Hamann verzagt fragt: "Kommst du dann jeden Tag zum Essen?"

Solche unförderlichen Situationen sind zwar zum Glück seltener als früher, weil die berufstätigen Frauen auch nie da sind. Andererseits ist es aber im Beruf dasselbe wie privat: Die Wichtigsten sieht man nie. Wer sichtbar arbeitet, ist überflüssig. Deshalb sind die Leute heute so überlastet: Sie schaffen es nicht, überall gleichzeitig aus dem Weg zu sein.

Da hilft nur eins: Klone und Roboter. Wir brauchen mindestens ein Double, das da für uns fehlt, wo wir nicht selbst ausbleiben können. Unmoderne Charaktere würden allerdings wieder alles falsch verstehen. Sie würden tagsüber einen schönen Text schreiben und den Klon in die Stadt schicken; käme dann abends seine neue Bekanntschaft zu Besuch, müsste der Helfer in den Schrank, und der Schreiber in seiner typischen Eitelkeit würde sich wieder um alles selber kümmern.