Satire

CW-Wert

28.01.2000

Na klar. Auch diese Idee musste natürlich aus der Dienstleistungsnation schlechthin kommen. Aber gut ist sie zugegebenermaßen. Im gelobten Land kam ein paar Cleverles der Einfall, auf ihrer Homepage whitehouseprotests.com einen Mietservice für Demonstranten anzubieten. Bewaffnet mit Transparenten und aufgepinselter Botschaft stiefelt das angeheuerte Protestpersonal als Meinungsmacher je nach Honorar auch stundenlang vor der Wohnung des US-Präsidenten auf und ab.

Das neue Geschäftsmodell eröffnet hochinteressante Perspektiven für die Entfaltung eines demokratischen Gemeinwesens. Mussten früher Bewegte aller Länder, Staatsverdrossene, Weltverbesserer - Menschen also mit einer Mission - noch selbst ihre Füße plattstehen vor den Machtzentren der Nation, heißt es heute einfach: Rent a revolution.

Vorbei endlich die Zeiten, da man noch selbst Prügel von Ordnungskräften bezog, sich den Hintern abfror oder sich in Hamburger Kesseln langweilen musste. Je nach dem Grad der staatsbürgerlichen Empörung und den finanziellen Ressourcen kann heute jeder Geschichte schreiben mit einer bestellten Massendemonstration. Nicht auszudenken, wenn morgen vor dem Berliner Reichstag Hunderttausende den Rücktritt der CDU-Spitze forderten. Da würde implodieren, was auch so nicht mehr zusammengehört. Blöd nur, wenn zum selben Zeitpunkt auch eine Demonstration in Sachen NRW-Flugaffäre unterwegs wäre. Was das für ein Gedrängel gäbe!