Satire

CW-Wert

07.01.2000

Für viele Zeitgenossen ist der Jahreswechsel willkommener Anlass zum Nachdenken. Und wer Chef der "Zeit" ist, darf das auf der ersten Seite der renommierten Wochenzeitung tun. Roger de Weck nutzte dieses Privileg, um über die "Gier der Medien" zu räsonieren und ein paar Fragen an "uns Journalisten" zu stellen. Gefragt hat er dann aber wenig, sondern über weite Strecken trefflich die heutige Medienlandschaft beschrieben. Vor allem der Satz, "die Branche sucht weniger nach Medien für die Inhalte als nach Inhalten für die Medien" dürfte allen unabhängigen Journalisten gut tun. Aber davon gibt es offenbar aus de Wecks Sicht nicht so viele - außer in großen Tageszeitungen und bei der "Zeit" natürlich. In Computerzeitschriften existieren sie dagegen überhaupt nicht, dort werde nur "bedingt unabhängiger" Journalismus betrieben. "Systematisch" brächten die DV-Blätter genauso wie Mode- und Autozeitschriften "gefällige Artikel". "Solche Blätter betreiben mehr Marketing als Journalismus, das weiß man." Offensichtlich lesen wir die "Zeit", aber Herr de Weck nicht die COMPUTERWOCHE. Das ist an sich nichts Schlimmes. Aber jeder bedingt unabhängige CW-Redakteur hätte sich vor solchen Behauptungen die führenden Blätter angesehen, um dann seine Gefälligkeiten loszuwerden. Fakten suchen und prüfen ist schließlich laut "Zeit" erste Aufgabe des Journalismus. Aber vielleicht hat Herr de Weck das sogar getan und nur nicht verstanden, was er in der CW gelesen hat.