Satire

CW-Wert

07.12.2001

Alle reden vom Return on Investment (RoI) und bekommen glänzende Augen. Wir meinen: Nicht jedes Investment returnt. Und das ist auch gut so.

Ein Beispiel: Ein Mann bestellt in einem vegetarischen Restaurant einen knackigen Salat, dazu einen leichten Weißwein und zum Dessert frisches Obst. Das kostet, sagen wir, 30 Mark. Den RoI kennt er nicht, er kann ihn allenfalls erahnen - etwa wenn die Verdauung funktioniert, die herbstliche Erkältung ausbleibt und die Gattin mit ihm zufrieden ist. Er weiß ohne jede Berechnung: Das Geld ist gut angelegt. Die McDonalds-Filiale hätte unser Mann mit einem anderen Gefühl verlassen.

Der RoI ist unsicher, doch der Konsument nimmt das in Kauf. Das ist typisch. Es gibt noch extremere Beispiele: Ein Mann geht in ein Musikgeschäft und erwirbt die neue Scheibe von Mick Jagger. Der Nutzen dieser Anschaffung ist fragwürdig. Der Mann lässt sich von einer diffusen Erwartung an Hörgenuss lenken und hofft auf ein paar nostalgische Erinnerungen an seine Jugend - wohl wissend, dass Jagger seinen Zenit längst überschritten hat.

Letztes Beispiel: Eine alte Dame geht jeden Freitag Nachmittag in die Lottoannahmestelle und füllt einen Schein aus. In ihrem Leben hat sie zirka 40000 Mark für ihre Spielleidenschaft ausgegeben ohne das geringste Payback - sieht man einmal von den 17,80 Mark vom 24. Juni 1976 ab.

Was lernen wir aus alldem? Im Grunde will der Mensch keinen RoI. So etwas beleidigt seine Intelligenz. Der Durchschnittsdenker weiß, dass eine Vielzahl unbekannter Einflüsse seriöse RoI-Berechnungen unmöglich machen. Wer kennt das nicht: Die neue Digitaluhr versagt schon nach drei Tagen ihren Dienst, die Standuhr von 1904 dagegen tickt unverdrossen weiter. Das Platzen der Dotcom-Blase hat doch eindrucksvoll bewiesen, was von RoI - hier in der Form von Business-Plänen - zu halten ist. Unser Tipp: Investieren Sie einfach weiter wie bisher. Vielleicht gewinnen ja Sie den Jackpot.