Satire

CW-Wert

09.11.2001

"Hacker sind Dreck. Abschaum. Lepra. Am liebsten würde ich einigen von ihnen in die Fresse hauen."

Moment bitte - wer sagt denn sowas? Wer traut sich überhaupt, sowas zu sagen? Vielleicht der Manager vom 1. FC Nürnberg? Aber dessen Website ist ja gar nicht gehackt worden.

Microsoft hätte allen Grund: Immerhin ist der Registrierungscode für Windows XP bereits geknackt. Ebenso der Authentifizierungsdienst "Passport". Und jeder neunte ausgelieferte "Internet Information Server" beherbergt ein Trojanisches Pferd. Trotzdem ist Microsoft definitiv niemals schuldig - das hat die US-Justiz gerade erst festgestellt.

Waren es deutsche Neonazis? Die Bundesregierung hat ja mal zeitweilig nicht so ganz ausgeschlossen, die Kommunikation der rechten Brut mit Denial-of-Service-Attacken außer Gefecht zu setzen. Ist aber längst Schnee von gestern - außerdem können es die Kameraden nicht gewesen sein. Vaterländisch motivierte Täter tun ganz anders reden.

War''s Mario Basler? Dieter Bohlen? Nadja Dingenskirchen? Wir wissen es nicht. Allerdings gibt es Indizien dafür, dass die bösen Worte im Berliner Regierungsdistrikt gefallen sind, genau genommen im Innenministerium. Der Schwager einer Freundin der Großmutter unseres Ex-Nachbarn wohnt in der Gegend. Er will das Zitat quasi aus einem Toilettenfenster fallen gehört haben, und angeblich klang die Stimme bekannt.

Jemand habe sich beschwert, weil ausgerechnet die von der Bundesregierung, dem BSI und der Regulierungsbehörde betreute Website "Sicherheit im Internet" gehackt wurde. Dort installierten die Eindringlinge nicht etwa politische oder ideologische Bekenntnisse, sondern lediglich einen Link zur Pornosite "Euro Teen Sluts". Aber kann man sich über so viel Geschäftstüchtigkeit in diesen harten Zeiten ernsthaft aufregen?