Satire

CW-Wert

06.12.2002

Neulich berichtete die beste aller möglichen Zeitungen über einen Vorfall, der sich in der Filiale Leopoldstraße der Stadtsparkasse in München zugetragen hat.

Da reichte ein als kleinwüchsig, pockennarbig und boxernasenbehaftet beschriebener Mann mit Schlitzaugen einer Kassiererin einen Stapel Dollarnoten über den Tresen. Dazu legte er einen Zettel, auf dem die Zahl 6000 stand und die Aufforderung "Euro wechseln". Die Bedienstete zählte nach, kam aber lediglich auf 5999 Dollar und äußerte sinngemäß: "Niente, nada, nullinger!" Das Schlitzauge nahm den Geldhaufen zurück, legte (scheinbar) eine Geldnote dazu, reichte diesen wieder der Angestellten. Diese zählte nicht erneut nach und händigte Pockennarben-Face den in Euro umgewechselten Betrag aus. Zu spät merkte sie, dass Mr. Kleinwuchs ihr 2000 Dollar vorenthalten hatte.

Was uns - wie häufiger an dieser Stelle - zu einem neuen Geschäftsmodell für die notleidende IT-Industrie bringt: Man stelle sich vor, PC-Hersteller X verkauft Ihnen einen Rechner mit dem neuesten Drei-Gigahertz-Prozessor, einer 100-GB-Festplatte, einer Grafikkarte mit monstermäßigen 100 MB Speicher und einem Arbeitsspeicher von 512 MB. Alles superpreiswert. Leider hat der Hersteller X vergessen, die Tastatur mitzuliefern. Was macht er also? Er liefert völlig unentgeltlich die Tastatur nach. Die ist, weil der Kunde ja so viel Ärger hatte mit Hersteller X, aus Mahagoni - naja, aus auf Mahagoni gequältem Furnier.

Was der Kunde nicht weiß, ist, dass in seinem nigelnagelneuen Monster-PC eine lahme 800-Megahertz-CPU rechnet. Merkt bei Word sowieso niemand. So macht Hersteller X einen Reibach, der Kunde ist wegen der Mahagoni-Tastatur glücklich. Eine typische Win-win-Situation. Soll noch mal jemand sagen, von Ganoven lernen heißt verlieren lernen.