Satire

CW-Wert

29.11.2002

Die Reaktionen auf Branchenkrise und Sparzwang lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Die einen jammern, die anderen werden kreativ.

So demonstrierte kürzlich eines der weltweit größten Softwareunternehmen, wie man Kosten spart, ohne Leute zu entlassen. Im Rahmen seiner deutschen Anwenderkonferenz verzichtete es tagsüber auf die Bewirtung der Teilnehmer. Statt dessen installierte es zur Lunch-Zeit eine Art Standup-Kantine, die Kartoffelsuppe, Sandwiches und Pasta zu Bahnhofspreisen feilbot. Ob sich damit ein Überschuss erzielen ließ und wer ihn einstrich, wissen wir nicht. Aber immerhin sparte sich der Veranstalter die fünfstellige Euro-Summe, die angefallen wäre, um 600 hungrige Mäuler zu stopfen. Wir begrüßen diesen Vorstoß ausdrücklich: zum einen, weil er die Kongressgebühren auf 700 Euro pro Kopf beschränken half, zum anderen, weil damit der leidigen Reisekostenschummelei Einhalt geboten wurde, zum dritten, weil sich die Aufnahmekapazität des Gehirns bekanntlich umgekehrt proportional zum Inhalt des Magens verhält. Und wir hätten da gleich noch ein paar Vorschläge, wie sich die Kosten weiter senken ließen: Die Miete für das Kongresszentrum wäre überflüssig, wenn jeder einen Klappstuhl mitbrächte oder ihn für zehn Euro am Tag ausleihen würde - gesetzt den Fall, das Get-together ließe sich in die Sommermonate verlegen und der örtliche Stadtpark würde nicht gleichzeitig für ein Open-Air-Konzert oder eine Wahlparty benötigt. Auch die Teilnehmer selbst könnten sparen: Warum nicht Fahrgemeinschaften bilden und einen Schlafsack mitbringen? Dann ließe sich nachts am Lagerfeuer bei einer Flasche Kalterer See oder Lambrusco diese ganze CRM-, SCM- oder Business-Intelligence-Chose mit den anderen Jungs und Mädels nochmal so richtig schön durchdiskutieren.