Satire

CW-Wert

15.11.2002

Wir haben es immer vermutet: Tief im Osten sitzen Programmierer, die im Auftrag von Sicherheitssoftware-Anbietern Viren entwickeln. Jetzt verdichten sich die Hinweise.

Die Kaspersky Labs in Moskau, ein Spezialist für Sicherheitssoftware, warnten vergangene Woche ihre Kunden vor einem Monsterwurm namens "Bridex". Der Parasit befällt Windows-Rechner, vervielfältigt sich auf deren Festplatte, stöbert in verschiedenen Dateien (nicht nur in Outlook) nach E-Mail-Adressen und versendet sich dann an dieselben, um sein übles Spiel fortzusetzen.

Peinlicherweise haben die Kaspersky-Entwickler mit dem Alert auch den Wurm selbst in dem Attachment "Readme.exe" herausgeschickt. Wie konnte das passieren? Eugene Kaspersky wäscht seine Hände in Unschuld. Fremdlinge seien in das Computersystem seines Unternehmens eingedrungen, hätten die Mailing-Liste für den Newsletter entwendet und eine infizierte Mail an die Kunden versandt.

Glaubwürdig? Wir meinen nein. Es ist schlicht unmöglich, so mir nichts, dir nichts in das System eines der renommiertesten IT-Sicherheitsunternehmen der Welt einzudringen. Die Verbreitung erfolgte wahrscheinlich versehentlich. Nachdem die Kaspersky-Programmierer den Wurm fertig gestellt hatten und bei Vodka und Borschtsch ihr Werk begossen, öffnete ein überarbeiteter Mensch aus dem Marketing die Büchse der Pandora. Für eine Rückrufaktion war es zu spät.

Oder waren geschäftliche Zwänge verantwortlich? Vielleicht standen Kasperskys Leute unter Zeitdruck? Die Programmierer hinkten - wie in der IT-Branche oft zu beobachten - ihren Marketiers hinterher. Es wäre peinlich gewesen, die Warnung früher als den Wurm zu veröffentlichen. Kaspersky schickte aus Gründen der Synergie alles zusammen raus. Haben Sie eine bessere Idee?