Satire

CW-Wert

04.10.2002

Ein Teeservice aus getriebenem Silber, eine reinseidene Isfahan-Brücke und chinesisches Porzellan in Form einer Blumenvase - solcher Art sind die Geschenke, die Politiker in Ausübung ihres Amtes erhalten.

Bloß nichts Nützliches! Das Zeug verschwindet ohnehin in der Asservatenkammer des Bundestags. Dieses Schicksal dürfte auch den 50 Paketen einer Online-Banking-Software beschieden sein, die ein Hamburger Softwareanbieter kürzlich an Hans Eichel geschickt hat. "Durch bessere Liquiditätsplanung und optimiertes Ausgaben-Management" solle das Produkt dem designierten Bundesfinanzminister "helfen, den Bundeshaushalt in den Griff zu bekommen", schrieb der Absender in der die PR-Aktion begleitenden Pressemitteilung. Wie wir Herrn Eichel kennen, wäre ihm eine große Spardose willkommener gewesen - alternativ vielleicht der Dukaten scheißende Esel aus Grimms Märchen. Trotzdem fürchten wir, dass das Beispiel Schule macht. So kann sich Renate Künast demnächst vielleicht über ein Frei-Abo der Zeitschrift "Öko-Test" freuen, Ulla Schmidt hingegen über eine ledergebundene Dünndruck-Ausgabe von "Bittere Pillen". Joschka Fischer darf sich auf seiner nächsten US-Reise richtig warm anziehen: mit einem plüschgefütterten Designer-Parka aus dem Hause Armani. Für Hertha Däubler-Gmelin hält der Stofftierhersteller mit dem Knopf im Ohr die historische Maulkorb-Ausführung des Teddy-Bären bereit. George W. Bush bekommt die aktuelle Version des Ballerspiels "Doom", Gerhard Schröder den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels - für sein noch zu schreibendes Werk: "Wie ich die Wahl gewann" - und Edmund Stoiber ein von Oberammergauer Herrgottschnitzern gestaltetes "Mensch ärgere dich nicht".