Satire

CW-Wert

21.03.2003

Schröder ist vieles, nur kein Kanzler der ITK-Industrie. Diese Vermutung wurde auf der CeBIT zur Gewissheit.

Tage, bevor es der Bundeskanzler am vergangenen Freitag Blut, Schweiß und Tränen regnen ließ, eröffnete er die CeBIT und schaute auch noch mal bei seiner Telekom nach dem Rechten. Irgendein Schlemihl drückte ihm dort ein Bildtelefon in die Hand. "Sach was, Kanzler", lautete die unausgesprochene Aufforderung, die sich mit dieser Geste verband. Und der Kanzler sagte etwas, das nur auf den ersten Blick ausschließlich "Bunte" und "Gala" interessiert.

"Ich liebe dich", murmelte der dritte Mann im Staat und meinte damit wohl nicht das neuartige Kommunikationsinstrument in seiner Hand, sondern seine Gattin. Weil man uns an dieser Stelle möglicherweise eine unzulässig verkürzte Darstellung der Ereignisse vorwerfen mag, werden wir noch etwas präziser. Schröder sagte: "Im Übrigen sag ich gerne das, was ich am liebsten sage: Ich liebe dich." Das ist wichtig, denn nur wer das ganze Zitat kennt, vermag nachzuvollziehen, warum seine Doris nach der ersten Hälfte des Satzes erschrocken die Augen aufriss, als fürchte sie, Gerhard würde sagen: "Deine Currywurst ist die beste, mein Pferdchen!"

Das alles jedenfalls interessiert uns als IT-Branchenorgan eher weniger. Wichtiger ist, was das Staatsoberhaupt am Rande seiner Liebeserklärung zum Besten gab. "Bei uns funktioniert das noch ohne UMTS, nämlich direkt." Auf Cybersex wollte er mit diesem Statement ganz gewiss nicht hinaus.

Übersetzt heißt des Kanzlers Botschaft: "Bleibt mir doch gestohlen mit eurem nutzlosen Telefongedöns. Doris und ich, wir sind entgegen anders lautenden Gerüchten immer noch ein Paar, und wir stehen dazu. Und zwar öffentlich. Jawoll." An dieser, zugegebenermaßen frei übersetzten Aussage interessiert uns wiederum nur die erste Passage, denn sie ist zentraler Beleg für unsere Eingangsthese: Schröder ist vieles, nur kein Kanzler der ITK-Industrie.