Satire

CW-Wert

16.02.2001

Göttlich, der letzte Urlaub war so billig wie nie. Es war einfach herrlich, wieder heimzukommen und das Bankkonto prall gefüllt vorzufinden.

Zudem verstellten keine unnützen Reisemitbringsel die Wohnung. Und ein Blick auf die Waage offenbarte keine zusätzlichen Pfunde wegen übertriebener Völlerei im Urlaub. Wie auch? Leitungswasser statt teurer Drinks an der Strandbar, Knäckebrot statt Fünf-Gänge-Menüs hatten ihre Wirkung gezeigt. Wer nun glaubt, der Reisende sei auf dem ultimativen Masochisten-Trip gewesen, der irrt.

Der Globetrotter ging lediglich mit dem Zeitgeist und setzte voll und ganz auf M-Commerce. Blind vertraute er den Werbeaussagen der Protagonisten einer voll mobilen Zukunft und wollte mit seiner guten Rufnummer bezahlen. Die altmodische Geldbörse blieb, wie es sich für den modernen Mann von Welt gehört, zu Hause. Nur leider hatte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der PC-lose Barkeeper stammte, trotz modischer Drinks wie Mobile Hurricane oder Tequila UMTS, aus dem letzten Jahrhundert und besaß die Frechheit, harte Mark für seine Dienste zu fordern. Und der Garcon verlangte beim Dinner gar nach dem guten Namen eines Stücks Plastik, statt sich auf einen erfolgreich am Nemax abgestürzten Mobile-Payment-Service-Provider aus dem kalten Allemagne zur Begleichung der Schuld zu verlassen.

Schöne neue Welt - bleibt nur zu hoffen, dass es M-Commerce als ultimative Schlankheitskur demnächst auf Krankenschein, pardon: Chipkarte, gibt.