Satire

CW-Wert

19.07.2002

Zwei Meldungen beschäftigen uns in dieser Woche. Erstens: Computerspiele machen doof. Zweitens: Die US-Army verteilt Millionen Computerspiele kostenlos unters Volk.

Nachricht eins verdanken wir dem japanischen Wissenschaftler Akio Mori von der Nihon University. Er hat die Hirnaktivitäten von 240 Gamern im Alter von sechs bis 29 Jahren gemessen und dabei herausgefunden, dass diese ihr Vorderhirn (Frontend) überbelasten, während der hintere Hirnbereich (Backend) verkümmert. Die Folgen lassen sich vulgärwissenschaftlich so ausdrücken: Spieler reagieren schneller und denken langsamer.

Natürlich wollen wir unserem Leser auch die Schwäche der Untersuchung nicht vorenthalten. Laut Mori sind die Gehirne von Spielern nicht nur während des Daddelns, sondern auch vorher und hinterher insgesamt weniger aktiv. Das wirft die Frage auf, ob geringe Denkleistung nicht überhaupt erst die Voraussetzung dafür ist, ein PC-Spiel anzufassen. Wenn aber nur Dumme spielen, ist die Erkenntnis, dass Spieler unterbelichtet sind, alles andere als schlau. Zu viel gespielt, Herr Mori?

Kommen wir zu Meldung zwei: Die US-Army verteilt Ballerspiele ans Volk, in denen jeder Bürger den Kampf mit dem Bösen aufnehmen kann. So etwas hat sich schon angedeutet: Seit Jahren fördert die US-Armee anhand von Ego-Shootern wie "Quake" und "Doom" das Frontend ihrer Soldaten. Weil Terroristen, Schurkenstaaten und gewaltbereite Außerirdische inzwischen an jeder Straßenecke lungern, wird nun neues Personal rekrutiert.

Er ist schon ein Fuchs, der Herr Rumsfeld. Hat der Verteidigungsminister die japanischen Studienergebnisse schon länger gekannt? Jedenfalls scheint er zu wissen, dass Computerspieler das ideale Hirnprofil für den Kampf aufweisen: Ein stark ausgeprägtes Frontend und ein zurückgebildetes Backend - die Region, in der aufsässige W-Fragen entstehen. "Dumm kämpft gut", weiß man im Pentagon, egal ob am Bildschirm oder in der grausamen Wirklichkeit.