Satire

CW-Wert

22.03.2002

Die Versicherungsbranche kann einem richtig Leid tun. Da sitzen die Damen und Herren unbequem gekleidet in ihren Bürotürmen aus Stahl und Glas und zerbrechen sich ihre Köpfe über das Schicksal unseres Planeten.

So warnen beispielsweise die Propheten der Münchner Rück vor einem Meteoriteneinschlag, der böse Löcher in die Erde reißen, im schlimmsten Fall sogar die Zivilisation auslöschen könnte. Darauf sollte man vorbereitet sein - am besten mit einer Versicherungspolice.

Doch so ein Meteorit ist nichts gegen eine andere Katastrophe, vor der sogar die ausgebufftesten Versicherungsmakler Respekt haben: Softwarepatente! Nach den jüngsten Plänen der europäischen Kommission sollen sich computerimplementierte Softwareentwicklungen demnächst durch Patente schützen lassen. Während die Entwickler stöhnen, jubeln die Anwälte, die sich angesichts der bevorstehenden Prozessflut schon die Hände reiben. Und die Versicherer? Eigentlich müssten auch sie jubilieren, könnten sie doch den kleinen Entwickler von der Straße mit einer schönen Police gegen die nun dräuenden Klagen der großen Softwaremonopolisten schützen.

Pustekuchen - die Versicherer haben schon abgewinkt (siehe Seite 32). Das Risiko durch Softwarepatente lasse sich zurzeit nicht kalkulieren.

Den Rechtsabteilungen der großen Softwarekonzerne hilflos ausgesetzt, könnte den Klitschen nun eine Patentkatastrophe drohen, furchtbarer noch als der Steinschlag aus den unendlichen Weiten des Weltraums. Doch vielleicht löst sich das Problem ja von selbst. Sollte nämlich der überfällige Meteorit im Silicon Valley einschlagen, würden die potenziellen Kläger im weltumspannenden Staubmantel verpuffen. Die freie Softwareentwicklung wäre gerettet. Doch wer versichert uns gegen die folgende Eiszeit?