Satire

CW-Wert

25.01.2002

Eigentlich haben wir an dieser Stelle so gut wie nie etwas Positives über Ron Sommer und seine Telekomiker zu berichten.

Doch für seine letzte Aktion, das neue Tarifmodell für T-Mobile, hätte dem smarten Manager eigentlich das Bundesverdienstkreuz verliehen gehört - tja, wenn er nur standhaft geblieben wäre. Erdreistete sich doch der Manager einfach, für unsere Kiddies die SMS-Gebühren drastisch verteuern zu wollen, auf dass die Jugend wieder Zeit für anderes habe. Latein statt SMS - so geht man Probleme an. Während unsere Politiker, aufgeschreckt von der Pisa-Studie, bei deren Tests unsere Youngster auf einem der blamablen hinteren Plätze landeten, wie verstörte Glucken im Berliner Hühnerstall umherirren, versuchte der Bonner Konzernlenker, das Bildungsproblem an der Wurzel anzugehen: Schluss mit dem pubertären SMS-Getippe im Schulunterricht. Oder gilt das häufige SMS-Versenden mittlerweile bereits als Befähigungsnachweis für den Eintritt in die Information-Society?

Doch dann knickte der wackere Kämpfer für mehr Aufmerksamkeit auf der Schulbank ausgerechnet wegen unserer Verbraucherministerin ein, die normalerweise noch nicht einmal ihre eigenen Ministerialen, geschweige denn die Futter-Mafia im Griff hat. Das hat uns doch schwer enttäuscht. Amüsant war dagegen der kollektive Aufschrei, dass unserer ach so darbenden Jugend mit der SMS-Verteuerung der Weg in die Schuldenfalle drohe. Nur gut, dass unser Land keine anderen Probleme hat - die über vier Millionen Arbeitslose, an denen sich wohl niemand stört, werden es mit Verwunderung vernommen haben. Ebenso dürfte sich die aus Großbritannien gelenkte Konkurrenz D2 Vodafone in Düsseldorf kräftig ins Fäustchen gelacht haben: Sie verlangt nämlich seit längerem im Tarif D2 Sun jene 19 Cent pro SMS, die nun auch Sommer kassieren wollte.