Satire

CW-Wert

14.11.2003

Danke Deutschland, danke.

Der Erfinder des Computers - Konrad Zuse -, der Mann, dem mehr oder weniger direkt Millionen von Menschen ihre Arbeitsplätze, Autos, Jachten, Häuser und Renten verdanken, Konrad Zuse also ist unter den berühmtesten Deutschen aller Zeiten auf Platz 16 gekommen!

Nur haarscharf am Olymp der teutonischen Dichter- und Denkergötter vorbeigeschrammt und nicht eingezogen in die Walhalla der unsterblichen Top Ten - aber vor Kulturheros Daniel Küblböck gewählt! Und das von keinem Geringeren als dem deutschen Volk! Mehr geht nicht!

Denn das deutsche Volk irrt nie! (Fast nie). Wie anders ist es zu erklären, dass der zwar irgendwie geniale, aber medial doch eher zauselige Zuse einen Titanen wie Dieter Bohlen weit hinter sich lassen konnte (Platz 30)? Gibt es eine rationale Erklärung dafür, dass der weithin unbekannte Computerpionier vor Patrick Lindner einlief? Vor der Jahrhundertgestalt Nicole? Vor Heino und Herrn Höllerich, manchen auch bekannt als Roy Black?

Wie weitreichend die Jahrtausendwahl von ZDF und BILD in ihrer ganzen Bedeutungsdimension ist, wird sich erst zukünftigen Generationen erschließen. Erst mit einem angemessenen zeitlichen und emotionalen Abstand werden wir uns fragen können, warum Zuse schaffte, was dem germanischen Kulturolympier Guildo Horn und seinen Orthopädischen Strümpfen (neben Randfiguren deutschen Kultur- und Geisteszuckens wie Max Planck, Hegel, Schopenhauer, Brecht, Karl der Große, Büchner, Max Ernst, Hölderlin etc.) versagt blieb - der Einzug in das Pantheon des ewig wahren, ewig guten Deutschen.