Satire

CW-Wert

04.07.2003

Kimberly Park und Ethan Inlander waren dem "Wall Street Journal" kürzlich drei Spalten wert. Warum? Sie hatten per E-Mail zur Hochzeit geladen.

Das ist selbst in den USA ungewöhnlich: Elektronisch, und nur elektronisch, bat das Paar mehr als 100 Freunde und Verwandte zu seinem Fest. Die Braut sagte dem Wirtschaftsblatt, sie habe keine Zeit gehabt, echte Karten auszusuchen. Außerdem wolle sie das Abholzen unschuldiger Wälder vermeiden.

Wir verdächtigen Miss Park der vorsätzlichen Unaufrichtigkeit. Selbst verheiratet, wissen wir, wie so etwas läuft - nein, nicht das mit der Ehrlichkeit, das mit den Hochzeitsvorbereitungen. Man kuschelt verliebt auf dem Sofa und schmiedet zaghaft Pläne. Eine kleine, aber feine Hochzeit soll es sein, in schönem beschwingtem Rahmen. Kommen dürfen nur die wirklich wahren Freunde.

Dann passiert der große Fehler: Sie unterbreitet die Pläne der Schwiegermutter. "Und Onkel Erhard", fragt die, "den könnt ihr nicht außen vor lassen - und Tante Emily muss auch kommen." Nun kommt der Stein ins Rollen: Wenn Onkel Erhard eingeladen wird, muss auch Onkel Siegfried nebst Anhang kommen. Dann aber werden wohl alle Onkel und Tanten dabei sein müssen. Und die Nachbarn? "Die warten schon seit zehn Jahren, dass ihr endlich heiratet."

Am Ende finden sich 260 Namen auf der Liste, und man überlegt, wie man das Unheil abwenden kann. Erste Gedanken an Las Vegas kommen auf, da hat er die rettende Idee: Wir laden nur per E-Mail ein. Onkel Erhard ist Bauer, der pflügt noch mit Pferden. Eine E-Mail-Adresse hat er bestimmt nicht. Auch Onkel Siegfried, Lackierer im Ruhestand, dürfte keine E-Mail-Anschrift haben. Und die Saufbrüder vom Fußballclub ganz bestimmt nicht.

Man kann ein bisschen nach ihnen googeln, fairerweise, vielleicht hat der eine oder andere ja doch Spuren im weltweiten Netz hinterlassen. Aber wer nicht gefunden wird, den gibt es auch nicht. Nicht im Internet und wahrscheinlich auch sonst nicht.