Satire

CW-Wert

02.05.2003

Es gibt eine Grundregel für die Nutzung des Internets. Sie ist nirgends kodifiziert. Keine Netiquette weist auf sie hin. Niemand hat sie in Steintafeln gemeißelt. Trotzdem darf sie quasi als Magna Charta des WWW gelten.

Und laut dieser gilt: Reize niemals einen Hacker, indem du etwa öffentlich behauptest, deine Computersysteme seien resistent gegen Angriffe oder Viren. Packe auch nie, nie, nie einen dieser technikverliebten Aficionados bei seiner Ehre, indem du dessen Treiben kritisch hinterfragst. Man macht so etwas nicht. Man will ja schließlich in Ruhe weiterleben.

Madonna, ein Popstar aus den USA, war vor zig Jahren unverschämt erfolgreich, weil sie die urälteste Botschaft auf jede Bühne dieser Welt trug: Sex lässt sich gut verkaufen. So weit, so unoriginell.

Kennt sich Madonna in der schillernden Unterhaltungsbranche wahrlich perfekt aus, so kann dies für das Internet offensichtlich nicht gelten. Das hat sich nun gerächt.

Madonna wollte nämlich der Welt, und hier im Besonderen dem Kosmos des WWW, mal wieder so en passant ihre Spielregeln erklären. Vergrätzt darüber, dass Internet-Surfer sich in der Vergangenheit ihre Songs unentgeltlich auf die heimischen Festplatten gezogen hatten, platzierte die Diva kurz nach der Veröffentlichung ihrer neuen CD "American Life" im Internet Dateien, die Songs ihres neuen Albums zu enthalten schienen. Tatsächlich hatte die Popgröße aber immer nur einen Satz mit einer Botschaft für die Hacker dieser Welt übrig: "What the fuck do you think you''re doing?" Das war nicht nett.

Man kann sich vorstellen, wie panisch die Hacker-Szene auf diese Breitseite der Sängerin reagierte. Der Frau konnte aber dann doch geholfen werden. Einige wohlmeinende Spezialisten visitierten umgehend die Homepage der Rasenden und veränderten deren Inhalte geringfügig. Sie garnierten die Website mit Links zu Seiten, auf denen man sich alle Songs von "American Life" kostenfrei aneignen konnte. Zudem übereigneten sie Madonna noch pflichtschuldigst eine Antwort: "That is what the fuck I think I''m doing."