Satire

CW-Wert

04.04.2003

Was waren das noch für Zeiten, als Ede Zimmermann uns alle, die wir vor den Fernsehschirmen saßen, zu Hilfskommissaren beförderte: "Aktenzeichen XY ungelöst" - und wir mittendrin im Mordfall.

Gott, was haben wir uns die Finger wundgewählt. Ständig wussten wir von dubiosen Nachbarn zu berichten, die auch ohne Maschendrahtzaun zu allem fähig waren. Okay, okay, manchmal haben wir uns dann doch etwas in den Fakten verheddert, aber so grob hat das schon gestimmt, was wir über unsere Nächsten zu berichten wussten.

In den letzten Jahren wurde es ja dann leider still zuerst um Ede, dann um seine Sendung. So den richtigen Drive zum Ankleben kleiner Verdächtigungen hatten wir nicht mehr, seit der nett-gelackte Rudi Cerne uns als Bluthunde auf die Fährte allfälliger Räuber und Mörder ansetzen wollte. Wie dankbar sind wir da für eine Initiative, die Bundesinnenminister Otto Schily jetzt anzetteln will. Geht es nach dem Gusto des obersten Dienstherrn der deutschen Ordnungshüter, werden künftig die Aufnahmen von Überwachungskameras online gestellt. Ziel ist es, im Foto festgehaltene Straftatbestände und natürlich die Täter einer breiten Öffentlichkeit im Internet zugänglich zu machen.

Schily: "Mit der neuen Methode, von Überwachungskameras aufgezeichnete Straftaten ins Netz zu stellen, erreichen wir eine neue Zielgruppe." Das hat Größe, Herr Schily! Welcher Politiker macht sich denn schon moderne PR-Diktion zueigen? Zielgruppe! Wir alle! Ein millionenfaches Heer von Zielfahndern! Das reicht über den Tag hinaus! Also, wenn die das in Alt-Moabit an Ottos Stammsitz jetzt noch möglich machen könnten, dass man seine sachdienlichen Angaben anonym via WWW abgeben kann - ein Traum wäre das! Und tausendmal besser als Ede!