Satire

CW-Wert

24.01.2003

Wer einen schnellen und nachhaltigen Aufschwung möchte, sollte darüber nachdenken, die Presse zu subventionieren.

Ein unpopulärer Vorschlag, wir wissen es. Riecht nach Bestechung und Bakschisch. Trotzdem sollten wir die Augen nicht vor den Fakten verschließen. Schauen Sie doch hin, wie grobschlächtige Verleger die Wochenend- und Hauptstadtbeilagen, die Supplements und Jugendseiten aus ihren Tageszeitungen heraussäbeln. Wie immer weniger Kioske eine immer kleinere Auswahl an immer langweiligeren Zeitungen feilbieten. Wie altgediente Journalisten die Personal-Service-Agenturen der Arbeitsämter dauerbelagern.

Wie bitte soll jemals ein Aufschwung zustande kommen, wenn die Presse Not leidet? Komischerweise hat diesen Zusammenhang bisher niemand erkannt. Dabei gilt er auch für die Wirtschaftsverbände. Immer wieder sorgen die Herren Rogowski und Hundt für schlechte Stimmung, beklagen sich über unzumutbare Rahmenbedingungen und stampfen so auch die kleinsten Konjunktursprösslinge in Grund und Boden. Ginge es ihnen und ihren Firmen besser, müssten sie sich keine Gedanken machen. Sie könnten selbstbewusst auftreten und gute Laune verbreiten. Wie unsere Politiker.

An dieser Stelle möchten wir offiziell dafür plädieren, sämtliche Subventionsströme sofort und in vollem Umfang von Kohle, Milch und Stahl auf die Medien umzuleiten. Ist das nicht möglich, schlagen wir vor, alle Journalisten unverzüglich und bei Wahrung ihrer Unabhängigkeit in den Staatsdienst zu übernehmen - so ähnlich wie in Italien geschehen. Wir prognostizieren, dass die Berichterstattung quasi im Gleichschritt positiver, das Geschäftsklima besser und die Volkswirtschaft stabiler würde. Das Verbrauchervertrauen kehrte zurück, die Binnennachfrage schwölle an, Produktion und Export kletterten in bisher nicht gekannte Höhen. Herr Schröder, Herr Clement - über Ihre Wiederwahl müssten Sie sich keine Gedanken machen!