Satire

CW-Wert

06.08.2004

Vor ein paar Tagen schaltete die "Süddeutsche Zeitung" eine ganzseitige Eigenanzeige, um für ihre Romane zu werben.

Sie druckte dazu einen fingierten Schulaufsatz ab, der nach der Schriftanmutung einen etwa zehn Jahre alten Autor vermuten lassen sollte. In seinem Erlebnisaufsatz parlierte der Dreikäsehoch locker über seine Ferien mit den Eltern und die von ihm in dieser Zeit bewältigte Lektüre: Eco, Grass, Bernhard, Canetti, Joyce, etc. etc.

Dieses kleine, altkluge Arschloch, wie Harald Schmidt sich mal gegenüber einem jugendlichen Gast ausließ, der in seiner Sendung nicht mal halb so vorwitzig schwadronierte, konsumierte auf der Rückfahrt noch U. Johnson, Mulisch und Conrad. Summa summarum grob 8000 Seiten. In den Ferien. Als Zehnjähriger. Genau. Tolle Werbung. Wahnsinnig glaubwürdig. Na klar, sollte witzig sein, eine ironisch-intellektuelle Brechung.

Gar nicht witzig-ironisch, sondern die Wahrheit und nichts als die Wahrheit ist, was uns Leser ständig schreiben, um uns mitzuteilen, wie sehr sie sich jeden Tag nach der aktuellsten COMPUTERWOCHE verzehren. Das liest sich dann so von Elfriede H. aus K.: "Neulich Ihren Aufmacher zu WLANs gelesen! Köstlich! Weiter so!" Mandy S. aus C.: "Ihr Artikel zur sicheren Exchange-Migration - eine Offenbarung! Hab ihn unter Tränen am Abendtisch der den Atem anhaltenden Familie vorgelesen!" Heribert W. aus Z. zum Text über Improvit, das seine z/OS-Werkzeuge erweitern will: "Ich hatte Tränen in den Augen! Selten hat mich ein Artikel in Ihrer herrlichen COMPUTERWOCHE so angerührt." Antoniadis R. aus G., dessen Ehe über der exzessiven Lektüre unserer Zeitung vor 13 Jahren zerbrach: "Wie Ihr Redakteur es schaffte, mir mit seiner Berichterstattung über Microsofts ,Baseline Security Analyzer' einen Schauer nach dem anderen über den Rücken zu jagen - das hat Größe! Das ist in Erz gegossene Prosa!"

Und glauben Sie uns: DAS sind nur die wahrhaftigsten Beispiele. Wir jedenfalls haben es nicht nötig, für uns selbst zu werben.