Satire

CW-Wert

04.06.2004

Der Bauer an sich hat ein Problem und das schon seit Jahrhunderten: sein ungünstiges Image.

Wenn wir vom Bauern reden, meinen wir dabei weniger den fast schon ins Adelige changierenden Landmann, sondern den schollenabhängigen Colonus, Agricola, Rusticus. Letzterer Bezeichnung hängt schon etwas Herabwürdigendes an. Gebiert sich ein Fußballspieler auf dem Platz grobmotorisch, bezeichnet man seine Spielkultur - will man ihm nicht zu sehr wehtun - als rustikal. Wir Deutschen kennen das - und manifestieren so nebenbei im täglichen Sprachgebrauch ein Vorurteil.

Grimms Wörterbuch - die oberste Instanz der deutschen Sprache - kennt weitere Belege für die wenig vorteilhafte Bauernschelte: Bauerntrampel, Bauernflegel, Bauernlümmel zeugen von der mangelnden Achtung, die die Allgemeinbevölkerung dem Agrarökonomen auch heutiger Prägung angedeihen lässt.

Und jetzt das: Eine Untersuchung des Bundesamts für Statistik hat ergeben, dass diese angeblich so groben Bauerntölpel in Sachen High-Tech-Nutzung und Internet-Fertigkeiten die Königsklasse Deutschlands darstellen. Diese Landeier, die ihren Schweinen Vornamen geben und mancherorts mit diesen sogar noch unter einem Dach leben, sind die telekommunikative, global-surfende Avantgarde des Standorts Germany.

Dreiviertel aller Landwirte bedienen sich Computer und Handys, sagen die amtlichen Statistiker, Zweidrittel besitzen zudem einen Internet-Zugang. Im Bundesdurchschnitt sind dagegen nur 46 Prozent aller Bürger "drin".

Wir bezweifeln allerdings, ob der höchstamtlich bestätigte Leadership-Status in Sachen Lebenslang-lernen-Gesellschaft den Bauern etwas nutzen wird. Wahrscheinlich versucht die Landbevölkerung ohnehin nur, ihr chronisches Defizit an heiratswilligen Frauen über Chat-Anbandelei zu beheben - daher der hohe Nutzungsgrad des Internet. Zugegeben, schon wieder ein Vorurteil. Aber es ist so leicht fasslich.