Satire

CW-Wert

16.04.2004

IT kann zum Unternehmenserfolg beitragen, selbst bei Ihnen im Haus.

Spätestens seit dem vergangenen Jahr ("IT doesn''t matter") fragen sich IT-Verantwortliche, ob ihr Tun und Lassen überhaupt einen Sinn hat. In der Regel kommt aus den Fachabteilungen nur haltlose Kritik, und die ist meistens nicht mal diplomatisch formuliert: Mal ist das GUI hässlich, dann bootet der Rechner nur langsam, und überhaupt ist die gesamte Umgebung viel zu komplex, hat zu wenig Funktionen und läuft auf der falschen Plattform. Aus der Etage mit dem hochflorigen Teppich hingegen tönt stets der Ruf, aus weniger mehr zu machen. Elendige Kleingeister allesamt.

Doch Rettung naht für geschundene CIOs: Strategen einer süddeutschen Großbank haben ein idiotensicheres Verfahren entwickelt, mit dem die IT direkt und für alle Mitarbeiter spürbar zur Senkung der Prozesskosten beitragen kann. Die Angestellten sollen ein Schriftstück unterschreiben, wonach sie das bankeigene E-Mail-System nicht mehr für private Kommunikationszwecke nutzen. Betroffen ist einerseits die Mutti ("Komme heute später"), aber auch intern die Mausi ("Absacker um 17:15?"). Wer nicht unterschreibt, riskiert mächtig Ärger. Wer unterschreibt und weitermailt, geht ohne Abfindung. Die Rechnung: Ist ein Banker (75 000 Euro brutto p.a) zehn Jahre angestellt, kommen schnell 40000 Euro Abfindung zusammen, ohne dass der Konzern etwas davon hätte - rausgeschmissenes Geld. Kostet die Software zur Überwachung der Mails 600000 Euro mit Installation und Pflege, hat sich die Anschaffung bereits nach 15 privaten E-Mails rentiert.

Der Vorstand der Bank will auch unterschreiben. Da dessen E-Mails in der Regel von Assistenten verfasst werden, ist zumindest die Kontinuität an der Konzernspitze auf lange Zeit gewahrt. Das ist gelebte Corporate Governance! So rechnet sich IT doppelt, auch bei Ihnen.

PS. Denken Sie mal über Aktien von Telefongesellschaften nach, da steckt wieder Fantasie drin. Hat mein Anlageberater gesagt, der neuerdings freiberuflich tätig ist.