CW-Test: VoIP over UMTS

02.08.2006
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Zwar verschiebt sich obige Rechnung zugunsten der Mobilfunkangebote, wenn der Benutzer eine der vielen Tarifoptionen oder -varianten zur Reduzierung des Minutenpreises dazubucht. Doch auf der anderen Seite stellt sich die Frage, warum der Benutzer überhaupt noch einen Sprachtarif akzeptieren soll und nicht gleich zu einem reinen Datentarif mit VoIP greift. Dabei sticht selbst das Argument nicht, dass der im Test verwendete Tablet-PC zu sperrig ist, denn mit der aktuellen Generation der datenfähigen Smartphones und Pocket-PCs stehen auch schlankere Alternativen zur Verfügung, für die auch ein Skype-Client erhältlich ist.

Fazit

Bei aller Euphorie, VoIP über UMTS nutzen zu können, sollte der Anwender die rechtliche Seite nicht vergessen. So verbietet etwa E-Plus bei seiner Datenflatrate ausdrücklich in den AGB die Nutzung von VoIP, ging dafür aber auf der IFA 2005 eine Kooperation mit Skype ein. Bei Vodafone sind dagegen die VoIP-Gehversuche momentan noch geduldet. Allerdings behält sich der Anbieter in seinen AGB vor, ab Mitte 2007 den VoIP-Verkehr zu sperren. Doch bis dahin kann der User je nach Vertrag mit VoIP kräftig sparen.

Kommentar

Schreckgespenst der Mobilfunker

Was die EU-Kommission mit Roaming- und Terminierungsentgelt-Regelungen nur langsam und mühsam zustande bringt, könnte VoIP im Sturm gelingen: die Mobilfunker zu deutlichen Preissenkungen zu zwingen. Denn wie unsere Versuche zeigten, ist das Telefonieren via UMTS- oder HSDPA-Datennetz kein akademisches Thema mehr, sondern eine reale Möglichkeit. Und diese ist zudem häufig um die Hälfte billiger als die Sprachtarife der Mobilfunk-Provider. Wer etwa eine Daten-Flatrate besitzt, bleibt so auch mit VoIP für seine Kunden ständig erreichbar, ohne dass diese Wuchertarife von 20 Cent pro Minute für einen Anruf vom Festnetz auf das Handy bezahlen müssen. Ganz zu schweigen davon, wie sich mit VoIP, gepaart mit dem entsprechenden Datentarif, die exorbitanten Roaming-Gebühren im Ausland umgehen lassen. Dass die Mobilfunker angesichts dieses Potenzials VoIP fürchten wie der Teufel das Weihwasser, wundert nicht weiter. Doch wenn sie ihre Milliarden-Ausgaben für UMTS-Lizenzen wieder einspielen wollen, dann haben sie nur zwei Optionen: Entweder sie senken massiv die Preise, oder sie werden selbst zu Vorreitern des VoIP-Zuges. Die dritte Alternative, VoIP zu blockieren, dürfte auf Dauer kaum funktionieren: Findige Köpfe werden dann bald auf andere Protokolle oder Ports ausweichen. Jürgen Hill