CW-Test: VoIP over UMTS

02.08.2006
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Um auszuschließen, dass die schlechten Erfahrungen womöglich auf das Softphone selbst zurückzuführen waren, wurde zum Vergleich das "Sjphone" von Sjlabs installiert. Dieses verwendet etwas andere Sprach-Codecs als das X-Lite. Im Vergleich zum ersten Versuch stellten die Gesprächspartner aber nur eine marginale Verbesserung fest.

Nach diesen ernüchternden Erfahrungen erfolgte der dritte Versuch mit Skype ohne große Erwartungen. Wie zuvor die beiden SIP-basierenden Softphones buchte sich auch der Skype-Client ohne Probleme über UMTS ins Netz ein. Für großes Erstaunen sorgte dann das erste reine Skype-Telefonat mit einem Kollegen. Beide Gesprächspartner verstanden sich klar und deutlich. Zudem wollte der Angerufene anfangs nicht glauben, dass das Skype-Telefonat über eine Datenverbindung per Mobilfunk lief. "Die Sprachqualität ist besser als bei manchem Telefonat über einen DSL-Internet-Zugang", stellte der Kollege begeistert fest. Auch Skype-out-Telefonate in das deutsche Festnetz klangen wesentlich besser als bei den Tests mit der SIP-Lösung.

Die Kostenfrage

VoIP over UMTS ist keine hypothetische Frage für technisch vorgebildete Stammtische mehr, sondern eine reale Möglichkeit, auch wenn der Benutzer bei SIP-basierenden Lösungen noch Abstriche in Sachen Sprachqualität machen muss. Ein anderes Thema ist dagegen die Frage, ob sich das Ganze auch lohnt. Wie unsere Beispielrechungen zeigen, lässt sich dies nicht pauschal beantworten. Zum einen ist das anfallende Datenvolumen je nach verwendeter VoIP-Technik sehr unterschiedlich, zum anderen hängt die Kostenrechnung stark von den gebuchten Mobilfunk-Tarifoptionen ab.

Preisvorteil VoIP

So schlägt etwa ein klassisches zehnminütiges VoIP-Telefonat unter Verwendung des G.711-Sprach-Codecs mit etwas über 11 MB zu Buche und benötigt eine Transferrate von rund 80 Kbit/s. Codecs, die sich an der Sprachqualität des GSM-Netzes orientieren (etwa G.723), verursachen dagegen nur ein Datenvolumen um die 3 MB. Skype-User müssen in der gleichen Zeit mit rund 5 MB rechnen und eine maximale Übertragungsgeschwindigkeit von rund 50 Kbit/s sicherstellen. Wer also eine Daten-Flatrate gebucht hat, kann mit VoIPdeutlich sparen.

Selbst bei einem Daten-Zeittarif rechnet sich das VoIP-Telefonieren beziehungsweise Skypen im Vergleich zu einem normalen Sprachtarif noch. Zahlt der Kunde etwa im Tarif Vodafone Business Basic für zehn Minuten ins deutsche Festnetz 4,10 Euro, kostet ihn das gleiche Gespräch per Skype over UMTS nur 2,02 Euro (bei einem Time-Volume-Datentarif). Noch deutlicher fällt die Ersparnis im Ausland aus. Schlägt hier ein zehnminütiges Gespräch nach Deutschland mit 8,90 Euro zu Buche, zahlt der IP-Telefonie-Nutzer lediglich um die 3,50 Euro.