Zur Methode, den Teilnehmern und ihrer DV-Landschaft

CW-Studie Workflow-Trends 2000: Nachholbedarf bei der Industrie

14.05.1999
Die COMPUTERWOCHE hat mit Unterstützung der Münchner Unternehmensberatung Peschanel & Partner 228 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Die Ergebnisse sind aus methodischen Gründen nicht repräsentativ und können daher nur als Hinweise auf mögliche Trends verstanden werden. Ziel war es, mehr Informationen über die Anwendungswirklichkeit im Bereich Workflow zu bekommen und zu erfahren, ob und wie sich die Unternehmen in ihren betrieblichen Abläufen auf das Internet-Zeitalter einstellen.

Teilgenommen haben überwiegend Firmen des gehobenen Mittelstands, die zusammen 400000 Mitarbeiter beschäftigen, davon 330000 im deutschsprachigen Raum. Angesichts solcher Zahlen spielen die insgesamt 2000 erfaßten Telearbeiter für das Workflow-Thema nur eine untergeordnete Rolle. Allerdings könnte sich hier durch die organisatorischen Möglichkeiten des Internet einiges ändern. Schon jetzt verwenden 63,6 Prozent der Befragten das Web als Teil ihrer Kommunikationsstruktur.

Das Gros der Befragten zählt sich zum produzierenden Gewerbe (33,7 Prozent ) und beschäftigt überwiegend zwischen 500 und 5000 Mitarbeitern (67 Prozent). Erstaunlich viele Teilnehmer stammen aus dem Gesundheitswesen (9,6 Prozent), das damit gemeinsam mit IT-Dienstleistern und Behörden an zweiter Stelle unter den Branchennennungen rangiert. Knapp 50 Teilnehmer haben noch kein Workflow- oder Groupware-Produkt im Einsatz.

Was die DV-technische Ausstattung betrifft, so ist die Kommunikationsstruktur für das Workflow-Thema von besonderem Interesse. Schon jetzt verwenden 63,6 Prozent der Befragten das Web. Allerdings arbeiten mit 80,3 Prozent noch mehr mit klassischen lokalen (LANs) und standortübergreifenden Netzen (WANs). Große Akzeptanz genießt auch die elektronische Post, die von 79,8 Prozent der Befragten eingesetzt wird. Der Papierfluß spielt noch in 61,4 Prozent der Firmen eine tragende Rolle. Ein interessantes Detail ist, daß nicht nur in den Firmen bis 500 Mitarbeitern unter den Kommunkationsmitteln am häufigsten die E-Mails genannt werden, sondern auch in den großen Unternehmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern. Im Bewußtsein der Befragten hat E-Mail dabei die klassischen Unternehmensnetze (LANs und WANs) verdrängt, die bei den Befragten in der Größenklasse dazwischen noch vor E-Mail rangieren. Die ganz großen Firmen nennen LANs und WANs erst an dritter Stelle nach E-Mail und Internet.

Bei den Systemumgebungen gibt es keine Überraschung, außer vielleicht, daß Windows NT auch am Client dominiert. Ohne NT kommen am Client nur 34 von 228 Firmen aus, am Server sind es 32 Firmen. Das muß jedoch nicht bedeuten, daß NT das geeignetste Server-Betriebssystem ist, denn auf dieser Ebene ist Microsoft nur einer unter vielen Lieferanten - wenn auch einer, der selten fehlt. So verwenden knapp 61 Prozent aller Befragten ein Unix-Derivat, die Hälfte Netware; NT benutzen 86 Prozent. Mit großem Abstand folgen die für zentrale DV-Organisationen wichtigen IBM-Systeme aus dem Mainframe- und Midrange-Sektor. Erstaunlich war, daß nur drei Teilnehmer BS 2000 von Siemens einsetzen.

Standards, insbesondere solche für den Workflow, spielen bei den Befragten nur eine untergeordnete Rolle. Das mag zum Teil an der mangelnden Reife dieser Festlegungen liegen. Dennoch überrascht, daß anwendungsspezifische Standards von der Workflow Management Coalition (WfMC) und das Open Document Management API (ODMA) mit elf beziehungsweise drei Nennungen kaum Orientierung geben, während dieTrendtechnik Java 41mal genannt wird. Auch Middleware-Konzepte wie Corba und DCOM rangieren mit 14 beziehungsweise zwölf Nennungen noch vor den Workflow-Standards.

Selbstentwickelte Anwendungen

Obwohl der Standardisierungstrend schon knapp ein Jahrzehnt anhält, zählten mehr als die Hälfte der Befragten (58,3 Prozent) Eigenentwicklungen zu ihren Basissystemen. Bei den Datenbanken dominiert Oracle (51,8 Prozent) vor Microsofts SQL Server (31,6 Prozent). IBMs DB2 folgt mit 21,9 Prozent auf Platz drei vor den Informix-Produkten (18,9 Prozent). Altsysteme wie Sesam, UDS, VSAM und ähnliches sind noch bei 8,8 Prozent der Auskunftgeber vertreten. Im Bereich betriebswirtschaftlicher Software dominiert mit 89 Nennungen eindeutig SAPs R/3. Herausforderer Baan kommt in dieser Studie nur auf zwei Anwender. Dafür ist verblüffenderweise Oracle Applications elfmal vertreten, eine Software, die hierzulande lange als nahezu unverkäuflich galt.