CW-Round Table: 30 Jahre Informatik an der TU Darmstadt

29.05.2002
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

BUCHMANN: Der Fehler sitzt eigentlich in den Personalabteilungen: Denn sie sortieren die Lebensläufe aufgrund des Alters des Bewerbers aus und verschicken Absagen, ohne sie an die Fachabteilungen weiterzuleiten.

AUSTERMÜHL: Alter ist nicht die Determinante bei der Entscheidung für einen Informatiker. In der IT-Industrie sind in der Vergangenheit hohe Gehaltssteigerungen gegenüber dem Branchendurchschnitt erfolgt. Wenn jemand während seines Berufslebens dauernd in der Informatikindustrie tätig war, ist er relativ teuer, wenn er älter ist. Für ihn gibt es nur noch ein eingeschränktes Tätigkeitsspektrum. Wenn er jedoch nicht teuer ist, ist es ein gewisses Alarmzeichen. Wenn sich jemand, der schon älter ist, in der Bewerbung zu einem Preis verkaufen will wie ein Hochschulabsolvent, frage ich mich warum. Das Alter in Relation zum Preis ist ein gewisses Kriterium bei der Beurteilung einer Bewerbung.

MÜHLHÄUSER: Wie typisch deutsch. Wir müssen schön immer mehr verdienen. Alter ist kein Manko und kein Privileg.

CW: Was sollte ein Mitarbeiter tun, um mit der Technologie mitzuhalten?

AUSTERMÜHL: Paradigmenwechsel wie zur objektorientierten Programmierung oder zum Internet sollte man nachvollziehen. Doch diese Pradigmenwechsel kann man nicht zu Hause machen, das muss im Job passieren. Wenn jemand nicht gezwungen war, diese Wechsel zu erleben, hat er ein Defizit, das nichts mit dem Alter, sondern mit fehlender Ausbildung zu tun hat.Vollzog er den Paradigmenwechsel, den ich für wirklich wichtig halte, habe ich auch kein Problem, einen 45-Jährigen einzustellen. Jemand, der mit den Problemen umgehen kann, ist für mich viel wertvoller als jemand, der gerade von der Hochschule kommt. Dann muss ich nur noch die Stelle haben, wo ich ihm so viel Geld bezahlen kann.

CW: Das heißt, dass es der einzelne Mitarbeiter nicht selbst in der Hand hat, ob er einen solchen Wechsel mitmachen kann.