CW-Ranking: Die Top-IT-Vorstände im April 2008

21.05.2008

René Obermann - vom Saulus zu Paulus?

In diesem Monat ist Telekomchef René Obermann von Platz 1 im Vormonat auf den dritten Platz abgerutscht. Das Top-Thema war dabei die Wertvorstellung in der heutigen Gesellschaft. Obermann folgte einer Einladung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) zum Kongress "Wertegesellschaft als ökonomischer Faktor" und ließ sich auf ein Streitgespräch mit Kardinal Lehmann zur Moral der Wirtschaft in Zeiten der Globalisierung ein. Dabei ging der Telekomchef mit der Managerriege hart ins Gericht. "Wir in Deutschland profitieren von der Globalisierung - aber nur einige wenige profitieren überproportional", sagte Obermann mit Blick auf die ungleiche Entwicklung von Löhnen und Managergehältern in Deutschland. Es müssten deshalb Lösungen für eine wirksamere Umverteilung gesucht werden - "staatlich und privat". Diejenigen, die am stärksten vom derzeitigen Wirtschaftssystem profitierten, müssten den Verlierern der Globalisierung "etwas zurückgeben", forderte Obermann. Wenn es um konkrete Vorschläge ging, wurde er jedoch vorsichtig. Diese Worte aus dem Mund des Telekomchefs sind neu. Bisher war Obermann, der wegen seiner Stellenstreichungen auch als "Dobermann" bekannt ist, nicht gerade als Globalisierungskritiker aufgefallen. Auch mit Manager-Schelte und Umverteilungsrhetorik war der Chef der Deutschen Telekom bisher nicht in Erscheinung getreten. Ob die Bekundungen Obermanns mit seiner derzeitigen Firmenpolitik zusammenpassen bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass die Deutsche Telekom gerade dabei ist, die Zahl der Stellen um 32.000 zu kürzen. Bereits im vergangenen Jahr wurden 50.000 Jobs ausgelagert. Aber auch dafür hat Obermann eine plausible Erklärung, ohne seine Wandlung zum Paulus zu gefährden: Wieder einmal ist die Globalisierung schuld. "Es gibt Situationen, in denen muss gehandelt werden." Der Druck des internationalen Kapitalmarktes sei "brutal".

Der einsame Weg des Wolfgang Ziebart

Die Top 25 der meistgenannten IT-Vorstände April 2008.
Die Top 25 der meistgenannten IT-Vorstände April 2008.
Foto: Computerwoche

Angefangen hat alles mit den Problemen bei der Speicherchip-Tochter Qimonda. Seit der Ausgliederung aus dem Mutterkonzern schreibt das Unternehmen rote Zahlen und riss Infineon jedes Jahr mit in die Verlustzone. Daher versuchte Infineon-Chef Wolfgang Ziebart seit letztem Jahr die defizitäre Tochter loszuwerden, die regelmäßig von hohen Gewinn- in tiefe Verlustzonen schwankt. Der aus einem Verkauf erzielte Erlös sollte in die beiden neuen Kerngeschäfte fließen, Logikchips für Telekommunikation und Industrie. Für Ziebart erwies sich dieser Plan jedoch als unerfüllbar. Da Qimonda mehr Verluste als Umsätze schreibt, muss Infineon seit Monaten mehr und mehr Geld in die Tochter stecken. Das schreckt aber potenzielle Käufer ab. In seiner Verzweiflung kündigte Ziebart bereits an, die Qimonda-Anteile notfalls als Sachdividende an die eigenen Aktionäre zu verschenken. Aber das stieg bei den Anteilseignern auf wenig Begeisterung. Zu häufig haben sie in der Vergangenheit leere Versprechungen bekommen. Doch Ziebart ist immer optimistisch gewesen. "Ich bin mir sicher, wir sind auf dem richtigen Weg," so Ziebart. "Aber der Weg ist weiter, als wir dachten." In diesem Monat endlich schien sich das Blatt zu wenden. Qimonda gab eine Kooperation mit dem japanischen Konkurrenten Elpida bekannt. Sofort brachen Spekulationen los, eine Übernahme könnte folgen. Aber auch wenn Ziebart mit dem Verkauf Qimondas am Ziel seiner Träume wäre, richtig geschafft hätte er es aber dennoch nicht. Denn viel Geld wird er für die ungeliebte Tochter nicht bekommen. Trotzdem muss er das Geschäft mit den Logikchips, das zuletzt auch schwächelte, stärken. Wolfgang Ziebart aber bleibt optimistisch: "Ich bin mir sicher, wir sind auf dem richtigen Weg."