CW-Ranking: Die Top-IT-Unternehmen im September 2007

31.10.2007

Siemens und die Korruptionsaffäre

Die Top 25 der meistgenannten IT-Unternehmen im September 2007.
Die Top 25 der meistgenannten IT-Unternehmen im September 2007.
Foto: computerwoche

Auch in diesem Monat stand die Korruptionsaffäre bei den deutschen Medien wieder ganz hoch im Kurs. Immer neue Informationen gelangen tröpfchenweise ans Tageslicht. In diesem Monat ist es zum Beispiel die Güteverhandlung des vor gut einem Monat gekündigten Juristen Albrecht Schäfer, ehemals Chef der Rechtsabteilung und später Anti-Korruptionsbeauftragter bei Siemens. Siemens hatte ihn mit der Begründung gekündigt, weder den Gesamtvorstand noch den Prüfungsausschuss des Aufsichtsrates ausreichend über die internen Hinweise informiert zu haben, die über die Korruption vorlagen. Dies bestreitet Schäfer vehement. Er kündigt an zu beweisen, dass er die Konzernspitze bereits vor Jahresbeginn 2005 über die Ergebnisse seiner Arbeit informiert habe. Außerdem sind bei Siemens kürzlich Akten aufgetaucht, die Schäfer teils entlasten und auf mindestens einen Mitwisser im Topmanagement hinweisen. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, ist ein weiteres Thema hochgekocht. Siemens hat in der Schmiergeldaffäre internen Kreisen zufolge mittlerweile gut 1,5 Milliarden Euro an fragwürdigen Zahlungen auf den Prüfstand gestellt. Bei den Summen handelt es sich im Wesentlichen um Überweisungen und Bargeldentnahmen, für die kein Verwendungsbeleg existiert. Es müssen aber nicht zwangsläufig Bestechungsgelder sein. Bei der Summe handelt es sich um Zahlungen aus den vergangen zehn bis zwölf Jahren. Allerdings ist der Zeitraum vor dem Jahr 2000 in Deutschland und den USA straf- und steuerrechtlich durch Verjährungsfristen kaum mehr von Belang.

Die Deutsche Telekom mit neuem T-Systems-Chef

Die Deutsche Telekom hat auch in diesem Monat ihren vierten Platz der fünf meistgenannten Unternehmen erfolgreich verteidigt. Dabei dominierten zwei Themen die deutsche Medienlandschaft – die Berufung des neuen T-Systems-Chefs Reinhard Clemens sowie die Übernahme des Konkurrenten Orange Netherlands vom französischen Telefonriesen France Télécom.

Mit Reinhard Clemens hat die Deutsche Telekom endlich einen neuen Chef für ihre Geschäftskundensparte T-Systems gefunden. Clemens, seit 2003 Vorsitzender der Geschäftsführung des IT-Dienstleisters EDS, wird ab dem 1. Dezember 2007 das Amt von Telekom-Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick übernehmen, der den Posten seit dem Rücktritt von Lothar Pauly kommissarisch geleitet hat. Pauly ist im Mai wegen einer möglichen Verstrickung in der Siemens Affäre zurückgetreten.

Außerdem übernimmt die Telekom-Tochter T-Mobile Netherlands den Konkurrenten Orange für 1,3 Milliarden Euro. Die Kundenzahl von T-Mobile in den Niederlanden erhöht sich so von rund 2,1 Millionen auf 4,8 Millionen. Der Mobilfunkbetreiber steigt hinter KPN Mobile zum zweitgrößten Anbieter des Landes auf. Die Übernahme wurde von der EU-Kommission bereits genehmigt. Auch der Betriebsrat von Orange habe keine Einwände gegen den Zukauf durch den Konkurrenten. Die Übernahme erfolgt per Barzahlung und soll zum 1. Oktober 2007 abgeschlossen sein. "Wir befinden uns bei der Umsetzung unserer Strategie ... auf einem guten Weg", so Telekom-Chef René Obermann. Die Telekom stärke mit der Übernahme ihre Position in dem wettbewerbsintensiven holländischen Markt. Nach Abschluss des Erwerbs werde die Zusammenführung beider Unternehmen mit Hochdruck vorangetrieben, hieß es. Die Telekom rechnet mit Kosteneinsparungen von insgesamt einer Milliarde Euro. Die Hälfte davon soll auf die ersten sechs Jahre entfallen. Die Synergien werden vor allem aus der Netzintegration und reduzierten Marketingaufwendungen stammen. Erst vor wenigen Tagen hatte das Bonner Unternehmen einen Zukauf auf dem Mobilfunkmarkt in den USA angekündigt. Für rund 1,1 Milliarden Euro will T-Mobile den regionalen Anbieter Suncom Wireless übernehmen. In der Vergangenheit hatte Obermann mehrfach bemerkt, dass die Telekom künftig auch Akquisitionen im Mobilfunk anstrebe. Dies werde jedoch in erster Linie nur in Ländern geschehen, wo das Unternehmen bereits tätig ist, um Kosteneinsparungen realisieren zu können.