CW-Ranking: Die Top-IT-Unternehmen im Mai 2007

20.06.2007

Siemens Skandal ist Fass ohne Boden

Die Top 25 der meistgenannten IT-Unternehmen im Mai 2007.
Die Top 25 der meistgenannten IT-Unternehmen im Mai 2007.
Foto: computerwoche

Was wohl niemanden mehr überrascht: Auch in diesem Monat fiel der Name Siemens überwiegend im Zusammenhang mit dem großen Korruptionsskandal des Konzerns. Dieses Mal machte vor allem die Kraftwerkssparte, Siemens Power Generation (PG), unschön von sich reden. Denn die Staatsanwaltschaft Darmstadt forderte Haftstrafen für zwei Ex-Manager, die an der Zahlung von sechs Millionen Euro Schmiergeldern an Entscheidungsträger des italienischen Energieunternehmen Enel beteiligt gewesen sein sollen. Das Landgericht Darmstadt folgte den Forderungen der Anklage: Im bundesweit ersten Prozess um den Bestechungsskandal ist der frühere Finanzvorstand der Kraftwerkssparte zu einer Haftstrafe von zwei Jahre auf Bewährung verurteilt worden. Zudem wurde er zu einer Zahlung von 400.000 Euro an gemeinnützige Organisationen verpflichtet.

Derweil gab der neue Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme bekannt, für zwölf Monate den Vorsitz des Konzerns zu übernehmen. Diese Zeit sei einem Wirtschaftswoche-Bericht zufolge erforderlich, um den Übergang zwischen der Amtsabgabe von Klaus Kleinfeld und dem Dienstantritt des derzeitigen Linde-Chefs Wolfgang Reitzle zu überbrücken. Dass in die Siemens-Führungsriege einfach keine Ruhe einkehren kann, gleicht einem Fluch, der auch im Monat Mai für neue Negativschlagzeilen sorgte: Der gerade erst zum Vorstandsvorsitzenden gekürte Cromme habe Berichten des Spiegels zufolge von Schmiergeldzahlungen gewusst. Quelle dieser Mutmaßung ist ein Bericht des langjährigen Siemens-Chefjuristen Albrecht Schäfer. Laut Spiegel habe Schäfer den Prüfungsausschuss bereits im Juli 2006 über systematische Zahlungen, die auf Korruption deuteten, hingewiesen. Prompt verkündete Wunschkandidat Reitzle, dass er nicht für eine Position außerhalb der Linde AG zur Verfügung stehe. So blieb also nicht nur das Ausmaß des Skandals, sondern auch die Führungsfrage bei Siemens fürs erste offen – bis zum Erscheinen von Peter Löscher. Der gebürtige Österreicher wird am 1. Juli die Nachfolge von Klaus Kleinfeld als Vorstandsvorsitzender der Siemens AG antreten.

SAP setzt auf Wachstum aus eigener Kraft

Der Trubel um den überraschenden Abgang von Konzern-Chef Shai Agassi, schlechte Geschäftszahlen und einen verkorksten Start der Initiative Mittelstand bei SAP hat sich im Mai etwas gelegt – das machte sich unter anderem auch durch den Rückgang der Pressenennungen bemerkbar. Dennoch sind noch nicht alle Probleme ausgestanden: Der zähe Rechtsstreit mit Oracle um angebliche Industriespionage setzt sich fort. Der US-Softwarekonzern versuchte beim Bundesgericht in San Francisco, eine Beweissicherung beim deutschen Kontrahenten zu erreichen. SAP muss sich gegen den Vorwurf zur Wehr setzen, Software-Codes von Oracle gestohlen zu haben. Auf die Forderung von Oracle, Beweisstücke zu sichern, habe SAP bis dato sehr zurückhaltend reagiert und sich nicht weiter geäußert. Oracle lehnt nach wie vor eine außergerichtliche Einigung ab.

Für positive Meldungen sorgte SAP hinsichtlich der Erweiterung seines Konzerns. So übernahm der europäische IT-Konzern für geschätzte 200 bis 300 Millionen Euro OutlookSoft, einen in den USA ansässigen Hersteller von Management-Software. Nur einen Tag später vermeldete SAP, dass das Software-Unternehmen seine führende Position am Markt nicht durch Millionen schwere Zukäufe, sondern überwiegend aus eigener Kraft verteidigen wolle. Man konzentriere sich lediglich auf gezielte Ergänzungseinkäufe wie die Übernahme von OutlookSoft und auf das bereits im Vormonat angekündigte Mittelstandsgeschäft, wie Vorstandschef Henning Kagermann kommentierte. Getreu dieser Strategie kaufte SAP Mitte des Monats mit der finnischen Wicom Communications und der norwegischen MaXware bei VoIP und Identity Management zu.

Ein weiterer Kurswechsel zeichnet sich aus personeller Sicht ab, da der Aufsichtsratschef und Mitbegründer von SAP, Hasso Plattner, wieder verstärkten Einfluss auf das operative und strategische Geschäft nehmen will. Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche hat er damit begonnen, die Produktpalette des Konzerns zu überprüfen.