CW-Ranking: Die Top-IT-Unternehmen im Juli 2007

23.08.2007

Siemens - Korruptionsaffäre die Zweite

Die Top 25 der meistgenannten IT-Unternehmen im Juli 2007.
Die Top 25 der meistgenannten IT-Unternehmen im Juli 2007.
Foto: factiva

Die Korruptionsaffäre um Siemens zieht auch im Juli wieder ihre Kreise. Nachdem man schon fast gedacht hat, einen Schlussstrich unter dieses Thema ziehen zu können, flackert es in diesem Monat noch einmal auf – in der Gestalt von Wilhelm Schelsky und Albrecht Schäfer. Die Anklage gegen Schelsky wiegt schwer. Der ehemalige Vorsitzende der Arbeitnehmerorganisation AUB steht in Verdacht, mehrere Millionen Euro von Siemens zum Aufbau einer Gegengewerkschaft zur IG Metall erhalten zu haben. Und damit nicht genug – die AUB hat erstmals umfassend eingeräumt, Teile des Apparates mit privatem Geld ihres früheren Vorsitzenden Schelsky finanziert zu haben. So habe der inzwischen in Untersuchungshaft sitzende ehemalige AUB-Vorsitzende die Mitarbeiter in den fünf AUB-Geschäftsstellen entlohnt. Außerdem hat Schelsky bei AUB-Mitgliederversammlungen die Übernachtungs- und Bewirtungskosten der Versammelten übernommen. Aufwendige Werbegeschenke und "anderen Luxus, den es künftig nicht mehr geben wird", habe er ebenfalls privat finanziert.

Ein weiteres Thema im Juli ist Siemens Trennung vom langjährigen obersten Korruptionsermittler Albrecht Schäfer. Branchenkreisen zufolge war die Kündigung beschlossene Sache, nachdem eine gütliche Trennung gescheitert war. Und die Schuld, die ihm zur Last gelegt wird? Schäfer soll in einem Bericht über die Schmiergeld- und Korruptionsaffäre nicht umfassend genug ausgesagt haben und somit ein beschönigendes Bild von den Vorgängen vermittelt haben. Schäfer wiederum bestreitet dies und betont, dass er sich stets korrekt verhalten habe. Trotzdem, der neue Siemens-Chef Peter Löscher hat bei seinem Österreich-Besuch bereits angekündigt, einen Fachmann "von außen" als Chief Compliance Officer zu holen. Ob sich Schäfer dies so einfach gefallen lässt, werden wir höchstwahrscheinlich im August erfahren.

Infineon – auf dem Weg nach oben?

Nachdem Infineon es im Juni nicht unter die ersten fünf der meistgenannten Unternehmen geschafft hat, sind die Münchner im Juli zu einem der Lieblinge der deutschen Medien avanciert – wenn auch nicht in einem positiven Kontext. Infineon machte vor allem mit zwei Themen Schlagzeilen. Einerseits gibt es schwache Finanzzahlen im Zusammenhang mit dem Sorgenkind Qimonda. Andererseits trübt der Weggang des ehemaligen Finanzvorstandes Rüdiger Günther das Bild.

Der herbe Verlust, den Infineon-Chef Wolfgang Ziebart zuletzt verkünden musste, war vor allem auf die Verluste der Speicherchip-Tochter Qimonda zurückzuführen. Qimonda hatte zuletzt mit einem enormen Preisverfall bei Speicherchips zu kämpfen. Insgesamt stieg der Fehlbetrag bei Infineon im Vergleich zum Vorquartal unterm Strich von elf auf 197 Millionen Euro. Trotz der schwachen Zahlen wirft Ziebart die Flinte nicht ins Korn. "Wir waren weiter gut unterwegs auf unserem Weg zu profitablem Wachstum", so der Infineon-Chef in einem Interview. Qimonda wird Infineon auf diesem Weg jedoch nicht weiter begleiten. Mittelfristig wollen sich die Münchner von allen Anteilen trennen.

Das zweite große Thema bei Infineon ist der Abgang Rüdiger Günthers. Günther, der nur drei Monate bei dem Halbleiterhersteller unter Vertrag war, kam zuvor als untadeliger Finanzprofi vom Landmaschinenbauer Claas im ostwestfälischen Harsewinkel nach München. Doch der Abgang Günthers war nicht freiwillig. Im Umfeld Infineons hieß es, Günther habe mit seinem angeblich autoritären Führungsstil, nicht zum Unternehmen gepasst. Kritiker werfen ihm außerdem vor, die Gesetze der Halbleiterbranche nicht zu kennen. Unter Branchenkennern wurde aber auch über andere Gründe spekuliert. So soll Günther bei dem Versuch, frühere Bilanzierungspraktiken bei Infineon gründlicher aufzuarbeiten, auf Widerstand gestoßen sein. Dies betrifft unter anderem den Bau des neuen Hauptquartiers Campeon in Neubiberg bei München. Laut Medienberichten will sich Günther dem Druck des Aufsichtsrates jedoch nicht beugen, solange ihm nicht seine restliche Vertragslaufzeit ausgezahlt wird.