CW-Ranking: Die Top-IT-Begriffe im Juli 2006

28.08.2006

Von Macht und Ohnmacht der Blogs

Die Top 25 der meistgenannten IT-Begriffe im Juli 2006.
Die Top 25 der meistgenannten IT-Begriffe im Juli 2006.

„To be or not to be“ fragt sich derzeit die Medienbranche, wenn es um das Thema Blogs (kurz für Weblogs) geht. Der Sinn oder Unsinn von Blogs wurde im Juli heftig in den Medien diskutiert und bescherte demWeblog den dritten Platz des COMPUTERWOCHE-Rankings. Laut einer Studie der Blog-Suchmaschine Technorati gibt es bereits mehr als 35 Millionen Blogs weltweit und jeden Tag kommen gut 75.000 weitere hinzu. Bei dem rasanten Anstieg stellt sich allerdings die Frage, ob den Bloggern nicht bald die Leser ausgehen. Zurzeit gibt es rund 50 Millionen davon, die für Industrie und Unternehmen eine potenzielle Zielgruppe darstellen. Lange Zeit hat die Industrie Blogs nur als ein kurzzeitiges Phänomen betrachtet, bei dem man nicht so recht wusste, wie man damit umgehen sollte. Blogs können aber aufgrund der steigenden Anzahl und ihrer millionenfache Leserschaft nicht mehr ignoriert oder abwartend beobachtet werden. Findige Unternehmen wie das Online-Auktionshaus Ebay haben Blogger und Blog-Leser schon längst als potenzielle Kunden identifiziert. „Unser Ansatz ist, neue Werkzeuge zu entwickeln, die wir Bloggern anbieten, damit sie den Marktplatz selbst definieren können“, verkündete Doug MacCallum, Geschäftsführer von Ebay in Großbritannien. Die kommerzielle Erschließung der Blogger-Szene ist erst noch am Anfang und bietet noch viel Raum für Spekulationen. Neben findigen Unternehmen gibt es auch geschäftstüchtige Blogger, die wiederum Unternehmen als mögliche Kunden für sich entdeckt haben und offen ihre Dienste für Werbemöglichkeiten anbieten. Eine in Florida beheimatete Werbeagentur bietet beispielsweise ein System (Pay Per Post) an, bei dem Blogger für die Erwähnung von Firmen und Produkten in ihren Blogs bezahlt werden. Beispiele wie Nestle - das Unternehmen hat in der Schweiz mit erheblicher Kritik aus der Blogger-Szene zu kämpfen - zeigen den Einfluss, den Blogs auf das Image oder die Verkaufszahlen von Unternehmen haben können. Immer mehr Unternehmen und PR-Agenturen beginnen daher, jetzt vermehrt selbst in der Blogosphere tätig zu werden. Humana startete kürzlich ein Online-Tagebuch für Mütter. Es gibt mittlerweile über 1000 Corporate-Blogs in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Content-Business-Agentur Econcon hat in Zusammenarbeit mit Ketchum die aktuelle Corporate-Blog-Szene recherchiert und eine aktuelle Rangliste der meistgelesenen Internettagebücher unter Top100-business-blogs.de zusammengefasst.

Daten im Visier von Freibeutern und Terroristen

Das Thema Datenschutz landet im Juli erneut auf Platz vier des IT-Begriffe-Rankings. Datenschutz ist und bleibt aktuell – besonders im Zusammenhang mit der erneut entbrannten Diskussion um die Eindämmung der Terrorismusgefahr. Das Karlsruher Verfassungsgericht prüft beispielsweise, ob die Erfassung persönlicher Daten beim Anmelden eines Handy-Anschlusses oder beim Kauf von Prepaid-Telefonkarten gegen den Datenschutz verstößt. Diese Daten wurden laut Bundesnetzagentur letztes Jahr von Polizei, Staatsanwaltschaft, Steuerfahndern und Geheimdiensten ca. 3,4 Millionen Mal abgefragt. Die Weitergabe von Bankdaten deutscher Kunden über das in Belgien ansässige Überweisungssystem SWIFT wurde von der deutschen Presse angeprangert, nachdem diese Vorgehensweise bereits von US-amerikanischen Zeitungen aufgedeckt und kritisiert wurde.

Die Diskussion um die Sicherheit von RFID-Chips wurde ebenfalls heftig diskutiert. Die Industrieverbände BITKOM und BDI warnen vor einer Überregulierung von RFID und werben für mehr Akzeptanz. Sie halten das Datenschutzgesetz in der aktuellen Form für vollkommen ausreichend. Kritiker, wie der niederländische Wissenschaftler Andrew Tanenbaum, warnen vor Datenpiraterie. Bei dem geplanten Einsatz von RFID-Chips in Banknoten könnten Verbrecher laut Tanenbaum beispielsweise mit Hilfe eines RFID-Scanners nach prall gefüllten Geldbörsen suchen und anhand der übermittelten Daten das lohnenste Ziel ausfindig machen. Was viele Verbraucher nicht wissen, immer mehr mit RFID-Chips bestückte Waren gelangen ohne Kennzeichnung in den Handel. Der Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung, Peter Schaar, fordert daher klare Verhaltensregeln im Umgang mit Funkchips von der Industrie.