CW-Gespraech auf der BIK-Messe in Leipzig mit IBM-Direktor Guenter Roese

09.09.1994

IBM: AS/400-Systemfamilie hat noch einen enorm langen Atem

CW: Welche Absichten verbindet die IBM mit der Teilnahme an einer eher kleinen ostdeutschen Regionalmesse wie der BIK in Leipzig?

Roese: Die Bezeichnung "kleine Messe" moechte ich etwas relativieren. Wenn wir uns ansehen, mit welchen Zielen und Schwerpunkten wir nach Leipzig gegangen sind, dann rechtfertigt der Erfolg diese Entscheidung, obwohl es sich um eine kleine Messe handelt.

CW: Nach der Wende in der DDR hat IBM die in den Kombinaten genutzten ESER-Mainframes durch noch groessere Schraenke oder die Midrange-Maschine AS/400 ausgetauscht ...

Roese: In Ostdeutschland hat sich genauso wie in den alten Laendern ein DV-Wandel vollzogen: Abkehr von den Mainframes, wobei der Grossrechner kuenftig mehr Server-Funktion haben wird, und Hinwendung zu Geraeten mittlerer Datentechnik und PC-Netzen. Allerdings gab es in den neuen Laendern eine andere Situation. Zunaechst glaubte man, die grossen Rechenzentren der Betriebe einfach auf IBM-Maschinen umstellen zu koennen. Nach zwei Wendejahren existierten die alten Unternehmensstrukturen nicht mehr. Neue mittelstaendische Firmen praegen das Bild; das ist jetzt unser wichtigster Markt.

CW: Boese Zungen behaupten, dass der blaue Riese seit Jahren auf seiner AS/400 herumreitet und die ostdeutschen Anwender dazu gezwungen hat, diese betagte Maschine einzusetzen.

Roese: Ihre Zeitung hat das ja verfolgt. Wir haben vor einigen Wochen neue Produkte fuer die AS/400 angekuendigt und gezeigt, wie innovativ dieses System ist. Damit haben wir eine Perspektive, die auch aus Sicht unserer Kunden durchaus ueber das Jahr 2000 hinausreicht.

CW: Alter Wein in neuen Schlaeuchen?

Roese: Es ist ein Unterschied, ob ich ueber das Etikett oder den Inhalt rede. Nun kann man sagen, dass das Etikett schon etwas alt sei. Wenn Sie sich aber unsere neuen Loesungen einschliesslich des Power-PCs anschauen - und dieses Thema integriert auch die AS/400 -, dann ist unsere Position klar: Diese Systemfamilie hat einen enorm langen Atem.

CW: Zurueck zur BIK. Uns ist aufgefallen, dass IBM in diesem Jahr ohne grosse OS/2-Videoshow auftrat und mehr auf fachliche Beratung und Seminare setzte.

Roese: Wir kommen jetzt auf leisen Sohlen daher, dafuer aber sehr bestimmend, wenn ich an die rund 160 Anwendungen denke, die wir auf der BIK A94 vorgestellt haben.

CW: Leise Toene ist man von IBM nicht gewohnt.

Roese: Auch wir lernen dazu. Dabei geht es nicht um laut oder leise. Wenn man etwas zu sagen hat, sollte man das entschieden und zum richtigen Zeitpunkt tun, und darum bemuehen wir uns.