CW@HOME: R2-D2 bleibt ein Traum

05.08.2002
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sie säubern verstrahlte Gebiete, räumen Umweltgifte fort, schweißen Autos oder saugen gar die heimische Wohnung. Roboter haben sich ihren festen Platz im Alltag erobert. Der Weg zu einer humanoiden, denkenden Spezies ist jedoch noch weit.

Unsere Vorstellung von Robotern als menschenähnlichen Androiden, die uns lästige Alltagsarbeiten abnehmen und womöglich gar in den zwischenmenschlichen Beziehungen eine Rolle spielen, hat im Wesentlichen der 1992 verstorbene Science-Fiction-Autor Isaac Asimov geprägt. Bereits in den 40er Jahren widmete er sich in seinen Romanen dem Zusammenleben von Mensch und Roboter und schuf beispielsweise die Robotergesetze.

Jahrzehnte nach Asimovs Romanen wie „Meine Freunde, die Roboter“ sind wir immer noch Lichtjahre von seinen Vorstellungen intelligenter mechanischer Diener entfernt. Sie existieren lediglich in Filmen wie Star Wars, in denen Exemplare wie R2-D2 oder C-3PO die Herzen der Zuschauer eroberten. Doch real existierende Roboter haben bisher wenig mit diesen knuffligen, tollpatschigen Maschinen gemeinsam. Obwohl, tollpatschig sind die heutigen Modelle auch noch.

Mühsam beherrschen erste Roboter wie Hondas „P3“ und „Asimo“ oder Sonys „SDR-4X“ den aufrechten Gang auf zwei Beinen. Ansonsten hat das Gros dieser Spezies wenig Ähnlichkeit mit einem humanoiden Wesen. Egal ob Industrieroboter oder Fußballkicker bei den German Open 2002, die Maschinen treten eher martialisch auf. Und mit ihrer eigenen Intelligenz hapert es auch noch. So wollen etwa die Robokicker erst 2050 ein Spiel mit einer realen Fußballmannschaft wagen.

Selbst der teurer verkaufte Robodog „Aibo“ von Sony oder sein zweibeiniger Bruder SDR-4X benötigen einen stationären Rechner in ihrer Nähe, der die kognitiven Aufgaben übernimmt. Zudem fehlt den Blech- und Kunststoffgesellen eine wesentliche menschliche Eigenschaft, die Mimik. Diese erlernen ihre Geschwister gerade erst mühsam in den Labors von Eliteunis wie dem Massachusetts Institute of Technology (MIT). An der Carnegie Mellon University übt sich etwa Roboter „Grace“ gerade in Gesichtsausdrücken und sozialer Kompetenz, um künftig den Menschen um Hilfe bitten zu können.

Das mechanische Hausmädchen mit den wohlgeformten Hüften, das seinem Besitzer die Wünsche und Bedürfnisse von den Augen abliest, bleibt also noch länger ein Traum. Die aktuellen Haushaltshilfen kommen ganz ohne Sexappeal daher und hören auf so romantische Namen wie „Trilobite“ (Electrolux) oder „Robovac“, wie der Prototyp der schwäbischen Kärcher GmbH hieß. Als runde Plastikufos saugen sie automatisch die Wohnung ihres Gebieters. Und im Garten sorgen die Roboter „Auto Mower“ und „Solar Mower“ von Husqvarna für den fein gestutzten englischen Rasen.

Wer jedoch weniger einen allzeit willigen Arbeitssklaven zum Rasenmähen sucht, sondern die Prinzipien der Robotik verstehen will, der dürfte an den Konstruktionskästen von Lego und Fischertechnik sein Freude haben, mit denen er erste eigene Roboter zu entwerfen vermag. Notebook-Besitzer können dagegen mit dem „ER1 Personal Robot System“ der Evolution Robotics Inc. einen mobilen Robot um den Rechner aufbauen.

Selbst wenn die bisherigen Projekte den Verdacht nahe legen, hier handele es sich eher um Hightech-Spielzeug für erwachsene Kinder, so hat das Thema Roboter durchaus einen wirtschaftlichen Hintergrund. Die japanische Regierung fördert etwas das „Humanoid Robotics Project“ mit fast 38 Millionen Dollar. Ziel ist es, bis 2010 einen 11,3 Milliarden Dollar schweren Markt für Haushaltsroboter zu kreieren - natürlich „Made in Japan“.