CW@HOME: Mit wenigen Mausklicks zur DVD-Kopie

06.05.2002
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach der Musikbranche befürchtet nun auch die Filmindustrie Milliardenverluste. Statt zur sündteuren Orginal-DVD greifen die User nämlich lieber zu der in „Nachbarschaftshilfe“ erstellten digitalen CD-Kopie. Und diese kopiert selbst der durchschnittliche PC-Anwender mit wenigen Mausklicks.

Bislang fühlte sich die Filmindustrie relativ sicher: Recorder zum Erstellen einer Eins-zu-eins Kopie von einer Film-DVD waren beziehungsweise sind teuer, und eine Kopie auf die günstigeren CD-ROMs erforderte viel Spezialwissen. Deshalb frönte nur eine relativ kleine Schar von Freaks in Sachen Film-DVD dem Volkssport Brennen. Doch mittlerweile zittern auch die mächtigen Bosse der Filmstudios und rechnen alleine 2002 mit Einahmeverlusten in Höhe von drei bis vier Milliarden Euro. In Angst und Schrecken versetzen die Filmmagnate nicht nur die Tauschbörsen im Internet, sondern auch die aktuelle Kopiersoftware. Ohne großes Know-how erlaubt sie eine digitale Kopie auf die billigen CD-ROMs.

Trend zu All-in-One-Lösungen

Vorbei sind die Zeiten, in denen der Filmkopierer Tools wie „Smartripper“ zum Transport der DVD-Filmdaten auf die Festplatte benötigte, sich unterschiedlichste De- und Encoder manuell im Internet zusammen suchen musste, ein separates Kompressionsprogramm brauchte und sich zudem mit Bitraten-Kalkulatoren herumärgerte, um den Platzbedarf der Kopie zu ermitteln. Die moderne Software erledigt dies in einem Schritt.

Deshalb dürften auch nur Nostalgiker die Software „Davideo Professional“ von Gdata nutzen. Zwar verspricht der Hersteller auf dem Cover „DVD rein, CD raus“, doch das ist Etikettenschwindel. Gdata hat nämlich die bislang notwendigen Softwarekomponenten unter einer Benutzeroberfläche versteckt. Da bietet die Konkurrenz mehr.

Vor der Wahl des adäquaten Kopierprogramms sollte sich der Anwender jedoch über seine Erwartungen klar werden. Soll die Kopie der DVD, die im Original mehrere Gigabyte groß ist, auf eine CD passen, dann ist ein Programm zu empfehlen, das den Film im AVI-Format unter Verwendung von DivX ausgibt - ideal also, um auf Reisen die aktuellen Kinohits auf dem Notebook anzusehen. Steht dagegen die Kompatibilität zu einem klassischen DVD-Player im Vordergrund, sind Kopien im Format VCD oder SVCD anzustreben.

Unterschiedliche Bildqualität

Wer beim Kopieren mit der geringeren VCD-Qualität (VHS-Kassetten-Niveau) zufrieden ist, der findet in dem „Movie Jack“ der SAD GmbH den idealen DVD-Ripper. Ein Dutzend Mausklicks, und das Programm brennt die DVD auf CD. Eine Alternative könnte das in den USA angebotene „DVD Copy Plus“ der Firma 321 Studios sein, denn diese Software beherrscht auch SVCD (bessere Bildqualität sowie Mehrkanalton) sowie DivX.

Wer bereit ist, etwas Einarbeitungszeit zu investieren, dem steht mit der Freeware „DVDx 1.8a“ ein wahrer Alleskönner zur Verfügung, der trotz seiner vielfältigen Möglichkeiten einfach zu bedienen ist. SVCD und DivX gehören hier ebenso zur Standardausstattung wie Mehrkanalunterstützung zum guten Ton. Zudem erlaubt die Software, andere De- und Encoder als Plugin einzubinden, womit sich die Bildqualität nochmals steigern lässt. Allerdings ist zum Brennen noch ein externes Programm wie etwa „Nero“ von Ahead erforderlich.

Fortgeschrittene DVD-Ripper erhalten mit „DVD2SVCD“ einen Begleiter, der aufgrund der zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten und der Option, unterschiedliche Video- und Audio-Codecs einzubinden, einen großen Gestaltungraum beim Kopieren eröffnet. Ein Freiraum, den sich der Anwender jedoch mit einer komplizierteren Bedienung erkauft.

Unabhängig vom gewählten Programm bleibt das Kopieren einer DVD auf CD-ROM jedoch eine Geduldssache. Je nach gewählter Qualitätsstufe und vorhandener Rechenpower dauert der Kopiervorgang zwischen fünf und zwölf Stunden.