Auf dem Prüfstand: Fabasoft AG

CRM-Anbieter wird Alpenrepublik zu eng

16.06.2000
FRANKFURT/M. - Neben dem Erzrivalen Update.com notieren mit der Fabasoft AG bereits zwei österreichische Customer-Relationship-Management-(CRM-)Anbieter am Neuen Markt. Im europäischen Markt spielt der Softwarehersteller aus Puchenau bei Linz allerdings bis auf weiteres nur eine Nebenrolle.Von Andrea Goder*

Dass ein von Börsenspekulanten getriebener Aktienkurs mit den fundamentalen Unternehmensdaten nur wenig gemein hat, dafür ist die österreichische Fabasoft ein Beispiel. Im September 1999 mit 25 Euro emittiert, wurde der CRM-Titel bis Anfang März auf 248 Euro katapultiert - ein Plus von 1000 Prozent innerhalb nur weniger Monate. Auch die aktuelle Bewertung der recht volatilen Aktie, die zuletzt zwischen 65 und 100 Euro schwankte, bewegt sich angesichts der vor kurzem vorgelegten Geschäftszahlen immer noch auf hohem Niveau.

So hinkt das Unternehmen, das derzeit 125 Mitarbeiter beschäftigt, in puncto Gewinn der aktuellen Börsenbewertung noch hinterher. Ausgewiesen wurde für das Geschäftsjahr 1999/2000 (Ende: 31. März) ein Jahresüberschuss von 268000 Euro nach 605000 Euro im Vorjahr. Aufgrund der Kosten für den Börsengang in Höhe von 1,9 Millionen Euro gingen Analysten allerdings sogar von einem Minus aus. Im gleichen Zeitraum steigerte Fabasoft den Umsatz von 4,3 Millionen auf 7,8 Millionen Euro. Trotz eines Plus von 74 Prozent verfehlte das Wachstum allerdings die Analystenschätzungen, die bei über neun Millionen Euro lagen.

Das 1994 von den beiden Vorständen Leopold Bauernfeind und Helmut Fallmann gegründete Unternehmen erzielte im letzten Geschäftsjahr 70 Prozent der Einnahmen mit Lizenzerlösen, 30 Prozent entfielen auf Serviceleistungen wie Consulting, Training und Support. Im Mittelpunkt der Angebotspalette steht die für mittlere und grosse Firmen konzipierte CRM-Produktfamilie "Fabasoft Components" mit Lösungen für Marketing-Planung, Kontakt-Management, Helpdesk und Vertriebssteuerung.

Wie Bauernfeind vergangene Woche auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt am Main ausführte, setzte Fabasoft in den Monaten nach dem Börsengang Aktien bereits in zwei Fällen als Akquisitionswährung ein. In der Liga der kleinen Wettbewerber im CRM-Markt wurde das Wiener Software- und Beratungsunternehmen Coo Start übernommen. Strategisch wichtiger ist allerdings die Akquisition der Jenson Technology Group Ltd., eines Softwarehauses mit Sitz in Bristol, das den Österreichern im britischen Markt zu ersten Gehversuchen verhelfen soll.

Mit den in den letzten Monaten gegründeten Tochtergesellschaften in der Schweiz, Schweden und Deutschland soll die Konzentration auf den österreichischen Markt reduziert werden, wo Fabasoft derzeit noch über 80 Prozent der Umsätze erzielt. Eine der größten Herausforderungen dürfte für den CRM-Spezialisten der wettbewerbsintensive deutsche Markt sein.

Dass das Unternehmen noch an anderer Stelle mit fehlender kritischer Masse kämpft, spiegelt die Abhängigkeit von einzelnen Großkunden wider. "Die starke Saisonalität bei den Quartalsergebnissen macht uns noch etwas Schwierigkeiten", erklärte Bauernfeind in Frankfurt. Derzeit stammen 50 Prozent der Kunden aus dem Bereich öffentliche Verwaltung, darunter grosse Auftraggeber wie die Stadt Wien oder das Wiener Außenministerium. Um negative Auswirkungen bei Projektverzögerungen, wie sie laut Bauernfeind im vierten Quartal aufgetreten sind, zu kompensieren, soll das Geschäft in Zukunft auf eine breitere Kundenbasis gestellt werden.

Verkauft werden die Softwareprodukte des Linzer Unternehmens vorwiegend durch ein Netzwerk aus Vertriebspartnern. Daneben bestehen strategische Kooperationen im Techologiebereich mit Microsoft und Nokia, genauso allerdings mit den Wettbewerbern Oracle und SAP. Laut Bauernfeind sind "die Fronten im CRM-Markt im Fluss", was an möglichen Plänen einer Zusammenarbeit zwischen SAP und Clarify deutlich wird.

Spekulationen, ob sich auch Fabasoft eine engere Beziehung mit den Walldorfern vorstellen könne, erteilte Bauernfeind eine Absage: "Weitergehende Gespräche mit SAP gibt es derzeit nicht." Ziel des Unternehmens sei es vielmehr, auch im laufenden Geschäftsjahr den strammen Wachstumskurs fortzusetzen. Wie auch die Wettbewerber will sich Fabasoft zusätzliche Einnahmequellen im Bereich Application-Service-Providing (ASP) sichern, wo Bauernfeind ebenfalls auf die Zusammenarbeit mit Partnern setzt.

Welche Geschäftszahlen das Unternehmen für 2001/02 erwartet, dazu machte der Vorstand, der sich gleichzeitig von den stark schwankenden Prognosen einzelner Research-Häuser distanzierte, nur vage Angaben. Während beim Umsatz ein Wachstum im "hohen zweistelligen Bereich" geplant ist, rechnet Bauernfeind beim Ergebnis mit roten Zahlen. 2001/02 soll das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Analysten der Londoner Investment-Bank Ice Security Ltd. prognostizieren für 2000/01 einen Umsatz von 22,9 Millionen Euro und ein Ebit von 276000 Euro.

* Andrea Goder ist freie Journalistin in München.