Mobile World Congress 2018

Creating a better Future - mit 5G, KI und IoT

26.02.2018
Von  und
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Für eine Woche ist Barcelona wieder mit der Mobile World Congress (MWC 2018) der Mittelpunkt der mobilen Welt. Bereits am Vorabend der Messe war das Schaulaufen der neuesten Smartphones der großen Hersteller wie Samsung, Alcatel oder ZTE. Auf der Messe selbst dreht sich alles um die Frage, welche Rolle das Mobilfunk-Ecosystem beim Aufbau der digitalen Zukunft spielt.

Mit fast 110.000 Besuchern und über 2.300 Ausstellern eilt der Mobile World Congress in Zeiten, in denen andere Messen wie die CeBIT ums Überleben kämpfen, von Rekord zu Rekord. Und das bei Eintrittspreisen von knapp 800 Euro aufwärts und entsprechend teuren Ausstellungsflächen.

Messe-Motto: Creating a better future - mit Mobilität
Messe-Motto: Creating a better future - mit Mobilität
Foto: Hill

Preise, die dem Erfolgskonzept des MWC keinen Abbruch tun. Nachdem die Messe erst vor wenigen Jahren vom alten Messegelände wegen Platzmangels auf die neue Messe Fira Gran Via umzog, platzt sie auch hier bereits aus allen Nähten. Wie einst in den Anfangsjahren des MWC in Cannes müssen jetzt auch in Barcelona die Freiflächen wieder für Ausstellungszelte, Demoflächen und zur gastronomischen Versorgung der Besucher herhalten, da die acht Messehallen komplett ausgebucht sind. Und das, obwohl man die Startups bereits seit längerem schon unter dem Motto "Four Years from now" (4YFN) auf eine Sonderschau im alten Messegelände ausquartiert hat.

Ausgelagert: aus Platzgründen wurde die Startup-Ausstellung 4YFN ins alte Messegelände verfrachtet
Ausgelagert: aus Platzgründen wurde die Startup-Ausstellung 4YFN ins alte Messegelände verfrachtet
Foto: Hill

Das zentrale Leitthema des diesjährigen Mobile World Congress lautet "Creating a better Future" und knüpft an die Verpflichtung der Mobilfunkindustrie an die von der UN festgelegten Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals - SDGs) - und was das mobile Ökosystem tun kann, um diese Ziele zu erfüllen.

MWC 2018 Banner mit Motto
MWC 2018 Banner mit Motto
Foto: Hill

Um diese Thema konkret zu adressieren, kreierten die Veranstalter folgende acht spezielle Themenzonen:

  • Industrie 4.0 mit IoT

  • Angewandte KI

  • Technik und Gesellschaft

  • Der digitale Consumer

  • Das Netzwerk

  • Innovationen

  • Zukunft der Service Provider

  • Inhalte und Medien

Allerdings lassen sich Themen wie Angewandte KI, Industrie 4.0 sowie Vernetzung nicht immer sauber voneinander trennen. So ist manche IoT-Anwendung erst dann zu realisieren, wenn etwa die neuen schnellen 5G-Netze zur Verfügung stehen. Oder ein Business-Modell funktioniert erst dann, wenn entsprechende KI-Prozesse aus den gesammelten Daten einen echten Mehrwert generieren. Ein Showcase mit Schwerpunkt IoT ist hierfür auf der Messe seit Jahren die sogenannte GSMA Innovation City, die sich zu einem wahren Publikumsmagnet entwickelt hat.

Besucherströme auf dem MWC 2018
Besucherströme auf dem MWC 2018
Foto: Hill

Connected Autobauer

Immer mehr Anziehungskraft übt die Messe auch auf die Automobilbauer aus. Sie demonstrieren wie BMW Showcases zum autonomen Fahren ("Level 5") oder stellen mit unterschiedlichsten Partnern Ideen neuer Services vor. Offen ist allerdings noch, wer der große Profiteur sein wird - die Autobauer oder die Anbieter solcher Dienste.

5G ante portas

Zumindest eines zeigt der diesjährige MWC überdeutlich: Die neuen Services werden schneller kommen als von vielen erwartet. Zumindest die dazu erforderliche Netzinfrastruktur steht kurz vor der Türe. Nachdem das Standardisierungsgremium 3GPP im Dezember 2017 einen ersten 5G-Standard verabschiedet hat, steht den Carriern sowie Herstellern von Netzinfrastruktur und Endgeräten für erste Implementierungen nichts mehr im Weg. Entsprechend häuften sich auch im Vorfeld des MWC bereits die Ankündigungen von Ericsson, Nokia & Co. über erste 5G-Feldtests in Europa.

Auf der Messe selbst zeigte der chinesische Staatskonzern ZTE das erste Smartphone, das 5G mit Geschwindigkeiten von bis zu 1,2 Gbit/s unterstützt. "Bereits Anfang 2019 werden wir erste 5G-Tablets, -Smartphones sowie -CPEs an Kunden ausliefern", versprach Lixin Cheng, CEO ZTE Mobile Devices, und verdeutlichte wie nahe die 5G-Zukunft bereits ist.

Knackpunkt Security

Auf dem Mobile World Congress kommt natürlich das Thema Sicherheit nicht zu kurz, denn immer schnellere Netze und eine komplett vernetzte Welt bedeutet natürlich auch, dass diese digitalisierte Welt ein immer interessanteres Angriffsziel für Kriminelle ist. Hersteller wie Giesecke&Devrient versuchen hier mit neuen Ansätzen wie einem Trusted Application Kit, ausgefeilten Plattformen zum Verwalten der immer verbreiteteren eSIMs (in modernen Autos stecken teilweise schon vier und mehr SIM-Karten) einen Riegel vorzuschieben.

Planlosigkeit bei Smartphone-Anbietern

Angesichts dieser Themen ist es nicht weiter überraschend, dass die früheren Stars des Events, die Smartphones und ihre Hersteller, zunehmend in den Hintergrund rücken. Nicht genug damit, dass laut Gartner die Verkaufszahlen für Smartphones im vierten Quartal 2017 erstmalig seit Einführung der Produktkategorie rückläufig gegenüber dem Vorjahr waren.

Blick zurück nach vorn: Mit dem Nokia 8110 will HMD Global weiter auf der Retrowelle reiten.
Blick zurück nach vorn: Mit dem Nokia 8110 will HMD Global weiter auf der Retrowelle reiten.
Foto: HMD Global

Wie insbesondere die von Samsung (Galaxy S9) und LG (V30S ThinQ) neu vorgestellten Geräte demonstrieren, ist die Hardware weitgehend ausgereizt und die Features der Vorgängermodelle nur noch schwer zu toppen - einmal abgesehen vom Preis, denn hier tun sich die Anbieter sowohl in positiver wie auch negativer Hinsicht hervor. So werden etwa für das neue Samsung Galaxy S9+ trotz nur geringfügiger Neuerungen satte 949 Euro aufgerufen. Erfolgsversprechend scheint in diesem Zusammenhang die Initiative von HMD Global zu sein, mit dem Nokia 8110 die nächste Neuauflage eines Klassikers herauszubringen - selbst wenn es sich dabei nur um ein einfaches Featurephone handelt.