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Cray kauft Opteron-Start-up OctigaBay

26.02.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Für 15 Millionen Dollar in bar und 100 Millionen Dollar in Aktien übernimmt der Supercomputer-Anbieter Cray die vor zwei Jahren gegründete HPC-Server-Schmiede (High-Performance Computing) OctigaBay Systems. Diese hatte erst im vergangenen November begonnen, erste Details ihrer Abteilungs- und Bereichssupercomputer offen zu legen und steht kurz vor Abschluss der Entwicklung ihrer "OctigaBay-12K"-Systeme.

Diese arbeiten mit "Opteron"-Prozessoren von Advanced Micro Devices (AMD). Derer hat sich auch Cray bereits angenommen, und zwar im Rahmen des militärischen Numbercrunchers "Red Storm" (Computerwoche.de berichtete), der Mitte des Jahres in Betrieb gehen und in Form von unter dem Codenamen "Strider" entwickelten Servern auch kommerzialisiert werden soll. Technische Details dieser Maschinen sind allerdings noch kaum bekannt.

Da sieht es beim 12K von OctigaBay schon anders aus: Das System skaliert angeblich bis zu 12.000 Opteron-Prozessoren in einem Single System (Cray wird dies möglicherweise deckeln, um nach oben hin Raum für seine Striders und den X1 im Highend zu lassen). Mit 2,2 Gigahertz schnellen AMD-Chip könnte dies knapp 50 Teraflops Rechenleistung bedeuten, und mit künftigen auf 3 GHz getakteten Varianten sogar auf 80 Teraflops.

Der 12K setzt sich aus so genannten Shelfs zusammen, die 3U hoch sind und über eine komplexe Systemarchitektur verfügen. Jede Shelf-Hauptplatine ist laut "Computerwire" mit 31 Prozessoren bestückt. Ein Dutzend davon sind Opterons, die als sechs Zwei-Wege-Server organisiert sind. Dazu kommt ein weiteres Dutzend Kommunikationschips mit Verbindung zum Hypertransport-Bus der AMD-Prozessoren, die all diese zu einem massiv-parallelen Switched Fabric verbinden. Dazu kommen noch sechs FPGAs (Field Programmable Gate Arrays), die sich on-the-fly als wahlweise Coprozessor oder Switch-Fabric-Prozessor zur Jobbeschleunigung konfigurieren lassen.

Last, but not least ist ein Embedded-Prozessor vom Typ AMD "AV1000" für das Systems-Management zuständig. Jedes Shelf hat 96 GB Hauptspeicher und leistet 8 GB/s System-I/O-Durchsatz. OctigaBay reklamiert für sein mit Hypertransport realisiertes "Rapid Array Interconnect" eine Bandbreite von 1 Terabit/s und extrem geringe Latenzzeiten. Während parallele Supercomputer mit geswitchter Architektur bestenfalls auf fünf bis acht Millisekunden kommen, will OctigaBay schon mit seiner ersten Gerätegeneration auf rund eine Millisekunde Latency kommen.

Übrigens läuft der 12K genauso wie Red Storm und Strider unter dem Betriebssystem Enterprise Server 8.0 von Suse Linux. Allerdings kommt im OctigaBay-Server ein modifizierter Kernel 2.4.19 zum Einsatz, dessen CPU-Scheduler auf 100 Nanosekunden getaktet wurde, um alle Opteron-Prozessoren miteinander zu synchronisieren. Dies verhilft dem System dazu, dass sich eher wie eine große SMP-Maschine (Symmetrical Multiprocessing) als ein Server-Cluster verhält.

Cray-Chef Jim Rottsolk erklärte, die 12K-Systeme würden im Juni in den Beta-Test gehen. Erste Auslieferungen seien für das zweite Halbjahr 2004 und General Availability für Anfang kommenden Jahres geplant. Vermarktet werden sollen Konfigurationen mit Preisen zwischen unter 100.000 bis zu zwei Millionen Dollar. (tc)