COSE-Initiative hat DV-Kunden Hoffnung gemacht Anwender fordern Einigung bei System-Management-Produkten

24.09.1993

FRAMINGHAM (IDG) - Nachdem Microsoft nun Windows NT offiziell ausliefert, ueberschlagen sich im konkurrierenden Unix-Markt die Ereignisse. Anwender nutzen die Gunst der Stunde und fordern neben den bereits zugesagten einheitlichen Programmierschnittstellen auch einen Herstellerkonsens bei System-Management- und Sicherheitsprodukten.

Unter dem Stichwort Common Open Systems Environment (COSE) hatte eine um IBM, Hewlett-Packard und Novell entstandene Vereinigung fuer Furore gesorgt, indem sie unter anderem ankuendigte, eine einheitliche Benutzerumgebung definieren und ein Set von Programmierschnittstellen entwickeln zu wollen. Damit sollen sich kuenftig Anwendungen erstellen lassen, die ueber verschiedene Unix- Plattformen hinweg eingesetzt werden koennen (siehe auch Thema der Woche, Seite 7).

Unix soll jetzt bei der Sicherheit aufholen

Ueberrascht und angetan von diesem unerwarteten Fortschritt, wollen die Anwender ihre DV-Lieferanten nun offenbar vollends in die Pflicht nehmen. Sie sollen standardisierte Produkte fuer System- Management und Sicherheit anbieten, damit sogenannte Mission- critical-Anwendungen unter Unix ebenso reibungslos laufen wie zuvor unter den verwendeten proprietaeren Systemen. Obwohl verschiedene Softwarehaeuser, darunter Computer Associates und Tivoli Systems, entsprechende Werkzeuge anbieten, verlangen die DV-Kunden einen einheitlichen Satz von Application Programming Interfaces (API) fuer das System-Management in unterschiedlichen Unix-Umgebungen.

Da die Open Software Foundation (OSF) mit ihrer Distributed Management Environment (DME) nur schleppend vorankommt und vor Ende naechsten Jahres kaum mit Produkten aufwarten duerfte, ist nun denkbar, dass die COSE-Initiatoren in die Bresche springen. Eine Arbeitsgruppe ist gegenwaertig dabei, die Anforderungen an das System-Management zu pruefen, ohne allerdings bisher eine konkrete Absichtserklaerung abzugeben.

Gegenwaertig steht die DME-Entwicklung der OSF unter keinem guenstigen Stern. Einem Bericht der CW-Schwesterpublikation "Computerworld" zufolge wird sich die Verabschiedung des Rahmenwerkes verzoegern, weil die Projektziele veraendert wurden und es in den Arbeitsgruppen zwischen den Mitarbeitern der beteiligten Hersteller Meinungsverschiedenheiten bezueglich kuenftiger Spezifikationen gibt. Je mehr sich Produkte wie Open View von Hewlett-Packard und Net View/6000 von der IBM zu De-facto- Standards entwickeln, desto weniger zukunftstraechtig ist die DME- Entwicklung der OSF.

Moeglicherweise wird die COSE-Gruppe ausgewaehlte Funk- tionen gaengiger Pakete wie CA-Unicenter, der Tivoli-Management-Umgebung, IBMs Systemview und Hewlett-Packards Open View uebernehmen. Andererseits schliessen Insider nicht aus, dass in einem COSE- Standardisierungsvorschlag die interessantesten Features aus Paketen von der OSF, Unix International und einigen wenigen fuehrenden System-Management-Produkten integriert werden koennten.