Digital Smart Workplace

Corona ist der Katalysator für eine flexiblere Arbeitsweise

17.06.2020
Von 
Jürgen Mauerer ist Journalist und betreibt ein Redaktionsbüro in München.
Anzeige  Flexibles Arbeiten im Homeoffice wird „nach Corona“ auch im normalen Geschäftsalltag eine größere Rolle spielen. Warum das so ist und welche Hürden es auf dem Weg zum modernen digitalen Arbeitsplatz noch gibt, erklärt Markus Michael, Geschäftsführer von byon, im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE.

Das Coronavirus versetzt unsere Welt in einen Ausnahmezustand - und hat die Entwicklung zum flexiblen Arbeiten im Homeoffice beschleunigt. Sehen Sie darin einen dauerhaften Trend hin zum modernen Digital Workplace?

Markus Michael: Ich bin nach vielen Gesprächen mit unseren Kunden zu 100 Prozent davon überzeugt, dass wir nicht komplett in die Vor-Corona-Zeit zurückfallen werden. Die Pandemie ist ein Katalysator hin zu einer deutlich flexibleren Arbeitsweise. Homeoffice wird künftig enorm an Bedeutung gewinnen und zu einer wichtigen Option in Unternehmen werden. Dafür sind die Vorteile zu groß - sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Unternehmen.

Markus Michael, Geschäftsführer von byon, im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE.
Markus Michael, Geschäftsführer von byon, im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE.
Foto: Michaela Handrek-Rehle

Welche Vorteile bietet das Homeoffice für die Mitarbeiter?

Markus Michael: Die Mitarbeiter sparen sich die Zeit für die Anreise ins Büro und können so ihr Privatleben viel flexibler gestalten. Allerdings sind sie dann auch zu späteren Tageszeiten erreichbar und müssen sich etwa wegen der Kinderbetreuung anders organisieren. Neben der höheren Flexibilität ist es natürlich auch ökologisch sinnvoll, wenn verteilt arbeitende Teams sich seltener zu persönlichen Meetings treffen müssen.

Und wie profitieren Firmen vom Homeoffice?

Markus Michael: Die Unternehmen haben während der Coronapandemie erkannt, dass die Effizienz der Arbeit nicht abnimmt, wenn die Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten. Viele unserer Kunden waren überrascht, wie gut das funktioniert. Firmen auch aus dem Mittelstand hinterfragen mittlerweile die Größe ihrer Büros und überlegen, die Flächen nach Auslaufen der Mietverträge zu reduzieren, wenn die Mitarbeiter häufiger daheim arbeiten. Das spart Kosten, fordert aber eine neue Art der Führung, die auf gegenseitigem Vertrauen beruht. Das ist ein Geben und Nehmen. Unternehmen profitieren vom Homeoffice, wenn sie es richtig machen.

Welche technischen Voraussetzungen sind notwendig, wenn das Zuhause zum Digital Workplace wird?

Markus Michael: Breitbandinternet ist das A und O für eine effiziente Arbeit vom heimischen Arbeitsplatz aus, auch für die Videoübertragung. Da sieht es in einigen Regionen nicht gut aus, wenn nur ADSL zur Verfügung steht und es keine LTE-Option gibt. Anfänglich gab es wegen Corona durch die explosionsartige Nachfrage gigantischen Bedarf bei Diensten wie Zoom, Teams oder BlueJeans, der zu Ressourcenproblemen führte. Das flacht sich jetzt ab, weil die Leute wieder mehr im Büro arbeiten. Die Plattformen haben zudem Kapazitäten aufgebaut, um Leistungseinbußen künftig zu vermeiden. Viele Unternehmen haben ihre Mitarbeiter kurzfristig mit Notebooks ausgestattet, damit sie im Homeoffice gut arbeiten können. Teilweise wurden auch private Geräte genutzt. Dafür existieren in vielen Firmen bereits Strategien für die sichere Anbindung etwa über VPN-Tunnel oder die Cloud.

Wo sehen Sie aktuell noch die größten Hürden auf dem Weg zum digitalen Arbeitsplatz?

Markus Michael: Neben den besagten Infrastrukturproblemen sehe ich eine große Hürde bei der Gesetzgebung. Da die EU das Thema Arbeitszeiterfassung noch nicht endgültig geregelt hat, besteht hier noch rechtliche Unsicherheit. Auch der Datenschutz behindert eine stärkere Flexibilisierung. Hier müssen wir eine gute Balance finden und technische Lösungen einsetzen, die für Sicherheit sorgen und trotzdem noch komfortabel zu nutzen sind. Natürlich müssen auch die Mitarbeiter im häuslichen Umfeld ihre Rechner gut schützen. Und dann bleibt noch abzuwarten, was passiert, wenn die Schulen, Kindergärten und Kitas wieder im Regelbetrieb laufen. Arbeiten die Mitarbeiter dann lieber im Homeoffice, oder vermissen sie die sozialen Kontakte im Büro? Denkbar sind hier Mischmodelle wie drei Tage Homeoffice und zwei Tage Büro.

Welche Kommunikationsinstrumente halten Sie beim modernen Digital Workplace für unverzichtbar?

Markus Michael: Die alte Welt bestand aus klassischen Telefoniesystemen, die um einen UC-Layer ergänzt wurden. Dazu kamen mit der Zeit Collaboration-Tools wie Skype for Business, Teams oder Slack. Die Herausforderung liegt in der Integration von Telefonie und Collaboration-Plattformen. Der Trend geht hin zu konsolidierten Lösungen. Die Cloud-Telefonanlage von byon beispielsweise lässt sich über einen SIP-Trunk einfach mit Teams verknüpfen. Damit sind alle Kommunikationskanäle in einer Lösung sichtbar. Zudem rechne ich mit einer Renaissance der großen Videokonferenzsysteme in den Meeting-Räumen von Firmen, sodass die verteilten Teams an den jeweiligen Standorten besser zusammenarbeiten können, ohne lange Reisen unternehmen zu müssen.