Distribution aus Kanada als erfolgversprechende Alternative

Corels Linux: Auf dem Weg zum Desktop

11.02.2000
SAN MATEO (IDG) - Das Interesse am Open-Source-Betriebssystem Linux für den Server-Einsatz ist ungebrochen. Im Desktop-Bereich kämpfte das Pinguin-System bislang allerdings mit Akzeptanzproblemen. Mit einer speziellen Distribution für Desktop- und Workstation-Rechner könnte dem kanadischen Grafikspezialisten Corel nun allerdings der Durchbruch gelingen.

Erstmals hat ein Unix-ähnliches Betriebssystem realistische Chancen, Windows oder Macintosh OS vom Desktop zu verdrängen. So urteilt die CW-Schwesterpublikation "Infoworld" nach einem Test der Linux-Distribution von Corel. Das Betriebssystem eigne sich hervorragend für die tägliche Arbeit mit Office-Paketen, Grafikapplikationen oder Utilities beziehungsweise für den Einsatz im Internet. Vor allem die im Vergleich zu Windows sehr niedrigen Supportkosten und ein automatisiertes Update-Tool, das neueste Treiber und Betriebssystem-Komponenten selbständig aus dem Netz lädt, machten die Linux-Version zu einer ernst zu nehmenden Alternative.

Wert gelegt hat Corel primär auf eine einfache Installationsroutine - die im Vergleich zu Windows komplizierten bisherigen Lösungen hatten unerfahrene Linux-Anwender frustriert. Corel Linux lässt sich direkt von CD starten und bietet von Beginn an ein grafisches Installationsmenü. Nach der automatischen Erkennung und Konfiguration der Systemhardware, während der auch die Netzparameter via Dynamic Host Configuration Protocol (DHCP) eingerichtet werden, kann der Anwender einzelne Pakete manuell auswählen oder das vordefinierte Programmset verwenden.

Als grafische Benutzeroberfläche nutzt der Anbieter aus Kanada das populäre "K Desktop Environment" (KDE). Ob Auflösung, Bildwiederholfrequenz oder andere Systemparameter - sowohl Mac- als auch Windows-User finden sich laut "Infoworld" relativ schnell mit den Einstellungen zurecht.

Anders als andere Linux-Distributionen wie Red Hat oder Suse, die dem Anwender Hunderte von grafischen Utilities mit unterschiedlichen Oberflächen und Bedienungsweisen zur Verfügung stellen, hat Corel ein Paket an Tools geschnürt, die alle das gleiche Look and Feel aufweisen.

Zu den Highlights von Corel Linux gehört zweifelsohne der File-Manager: Ähnlich wie Microsofts Datei-Manager erlaubt das Linux- Pendant eine zweigeteilte Sicht auf Dateien und Ordner. Neben der Unterstützung von Drag and Drop können Dateitypen wie unter Microsoft-Betriebssystemen unterschiedlichen Applikationen zugewiesen werden. Auch das für Linux-Laien mitunter komplizierte Mounten von Laufwerken unter klassischen Linux-Distributionen gehört der Vergangenheit an: Eine eingelegte CD-ROM beispielsweise lässt sich sofort im File-Manager anzeigen. Ähnlich einfach gestaltet sich das Freigeben von Ordnern für andere Benutzer im LAN.

Einziger Wermutstropen bei Corel Linux ist die fehlende Schriftenglättung (Font-Smoothing). Anders als unter Windows, bei dem Schriften unabhängig von ihrer Größe stets sauber dargestellt werden, kann es bei Corel unter Umständen zu ungenauen Buchstabenrändern kommen. Eine gute Integration in bestehende Windows- und Unix-Server runden das Paket ab.

FactsPro:

- Automatische, einfache Installation,

- brauchbare grafische Utilities,

- automatische System-Updates,

- Komplettversion von Wordperfect 8 inklusive Handbuch enthalten.

Kontra:

- Keine Schriftenglättung