Kanadischer Serienfertiger fabriziert nun auch Hardware

Corel fordert Microsoft mit Javabeans zum Duell

04.04.1997

"Java wird bald von der ganzen Welt verwendet, weil niemand mehr Lust hat, einem einzigen Betriebssystem-Hersteller hinterherzulaufen", schürte Corel-CEO Michael Cowpland auf der CeBIT die Stimmung gegen den erklärten Erzfeind Microsoft. Mit "Corel Office for Java", "Wordperfect Suite 8" und vor allen Dingen einem eigenen "Video Network Computer" (VNC) - der ersten Hardwareproduktion des Softwarehauses überhaupt - will das Unternehmen aus Ottawa dem Microsoft-Intel-Imperium Paroli bieten. "Die Version 8 von Wordperfect wird Office 97 schlagen", zeigte sich Cowpland siegessicher.

Während man der Cash-cow Microsofts einerseits mit den Kommunikationsfunktionen der Wordperfect-Suite - die Sammlung wird nun doch mit Netscapes Communicator ausgeliefert werden - entgegentreten will, soll die modulare Bauweise von Office for Java Benutzer leistungsschwächerer Systeme überzeugen.

Mit VNC gegen die Intel-Bastion

Das Produkt, das sich momentan noch im Betastadium befindet, kommt laut Corel mit weniger als 10 MB Festplattenplatz zurecht. Heutige Suites, allen voran Corels eigene Grafiksammlung "Draw" selbst, benötigen in der Standardkonfiguration mehr als das 20fache. Den Clou will das Unternehmen jedoch mit der Aufsplittung der einzelnen Office-Java-Komponenten landen: Das Java-Paket läßt sich in Module zerteilen und die Komponenten anschließend als sogenannte Javabeans nutzen.

Während Corel mit Office for Java um die Gunst der Microsoft-Kunden buhlt, soll der Video Network Computer (VNC) vor allem das Interesse klassischer Intel-Klienten wecken. Der erste Prototyp des Netzcomputers geht, so die Hoffnung der Kanadier, bereits Anfang Mai dieses Jahres über die Ladentheken. Die Verfügbarkeit des ersten Modells, das, mit Motorolas Prozessor "MPC821" bestückt, die Leistung eines mit 90 Megahertz getakteten Intel-Pentium-Prozessors bringen soll, ist für Anfang Mai vorgesehen. Ab August wird dann ein Gerät mit dem Strong-Arm-Baustein "110" der Acorn-Tochter Arm auf den Markt kommen. Schließlich ist eine Ausführung mit dem Strong-Arm-Prozessor "1100" für Ende des Jahres vorgesehen.

Sämtliche NC-Varianten werden mit 32 MB RAM bestückt, besitzen Ethernet- und V.34-Schnittstellen und erlauben die drahtlose Kommunikation mit Hilfe einer Infrarot-Interface (IRDA). Darüber hinaus gewährleisten parallele (LPT-) und serielle (COM-) Ports den Anschluß externer Geräte. Der Preis beläuft sich auf 600 bis 750 Dollar.