Corba-Technologie verspricht noch keinen Profit Hyperdesk gibt Objekt-Broker auf und reduziert Belegschaft

25.03.1994

FRAMINGHAM (IDG) - Die Hyperdesk Corp. will ihr Corba-kompatibles "Distributed Object Management System" (Doms) aufgeben. Wie die IDG-Schwe-sterpublikation "Computerworld" meldet, hat das in Westborough, Massachusetts, ansaessige Software-Unternehmen bereits die Haelfte seiner bis dato 60 Mitarbeiter vor die Tuer gesetzt.

"Uns ist schon seit einiger Zeit klar, dass wir im Corba-Geschaeft kein Geld verdienen koennen", erlaeuterte Hyperdesk-Praesident Herb Osher gegenueber der "Computerworld". "Also haben wir unsere Aktivitaeten auf anderen Gebieten beschleunigt." Kuenftig wird die geschrumpfte Hyperdesk-Mannschaft ihr Heil im Groupware-Markt suchen.

Der Hyperdesk-Chef will diese Richtungsaenderung aber keinesfalls als eine Abkehr von den Zielen der Object Management Group (OMG) gewertet wissen. "Wir glauben immer noch an Corba und an unsere Technologie. Sie hat sich fuer uns nur nicht ausgezahlt." Da die Technologie des Object Request Broker (ORB) relativ neu sei, habe Hyperdesk viel Zeit und Geld aufwenden muessen, um das Thema publik zu machen.

Negativ auf die Akzeptanz der Technik habe sich zudem die Uneinigkeit des Marktes in bezug auf Objektstandards ausgewirkt. Die Konkurrenz zwischen Microsofts Object Linking and Embedding (OLE) und der Common Object Request Broker Architecture (Corba) der OMG habe die Entwickler verwirrt.

Novell haelt sich bedeckt

Last, but not least koenne es sich ein kleiner Anbieter wie Hyperdesk nicht leisten, lange auf einen Return on Investment zu warten. Die grossen Mitbewerber im Corba-Markt - IBM, HP und Sunsoft - haetten tiefe Taschen und seien damit in der Lage, sich in Geduld zu ueben.

Noch unklar ist, wie sich die Novell Inc., die im vergangenen Jahr ein Fuenftel des Hyperdesk-Kapitals uebernommen hat, verhalten wird. Der Netzsoftware-Anbieter aus Orem, Utah, haelt sich im Corba- Umfeld bisher verschiedene Optionen offen: Auf der einen Seite kuendigte er an, er verwende Doms als ORB fuer seine "Appware"- Architektur; andererseits sicherte er auch dem Opendoc-Konzept seine Unterstuetzung zu, das auf dem Distributed System Object Model (Dsom) der IBM basiert.

Laut "Computerworld" diskutieren Novell und Hyperdesk derzeit die Moeglichkeit, dass der Netzspezialist den ORB unter eigener Regie weiterentwickelt. Die befragten Novell-Mitarbeiter begruessten die Chance, so das US-Blatt, kuenftig einen direkteren Einfluss auf diese Technik ausueben zu koennen.

Wenig Begeisterung loeste die Hyperdesk-Entscheidung hingegen bei der ebenfalls im Corba-Geschaeft taetigen Iona Technologies Ltd. aus. Klagte Annrai O'Toole, Chefentwickler des in Dublin beheimateten Software-Unternehmens: "Das sind schlechte Nachrichten fuer uns; der Markt leidet darunter, wenn es weniger Anbieter gibt."