CAE-Workstation von deutscher CDC-Tochter entwickelt:

Control Data erhöht seine Servicebereitschaft

30.10.1981

MÜNCHEN (bi) - Eine leichte Schwerpunktverschiebung in der Strategie signalisierte die Control Data GmbH, Frankfurt, auf der SYSTEMS - hin zu mehr Service. Genannt wurden hier das Datennetz Cybernet, Computer Aided Engineering (CAE) und der Bereich Education. In den ersten neun Monaten 1981 betrug der Umsatz von Control Data weltweit 3 Milliarden Dollar, fast zehn Prozent mehr als im Vergleichszeitraum. Der Gewinn stieg um 11,6 Prozent. 350 Millionen Umsatz sind für den deutschen Markt im Jahr 81 prognostiziert; 1980 waren es 300.

Über Cybernet bietet das Unternehmen ein Spektrum von technisch-wissenschaftlichen Programmpaketen für statistische Berechnungen bis zu Programmen für die Energieeinsparung beim Bau an, aber auch für den kommerziellen Bereich laufen Programme über Cybernet, zum Beispiel CALL, das auf dem Stand demonstriert wurde.

Im CAE-Sektor stellt Control Data verstärkt Fachleute aus dem Ingenieurwesen zur Verfügung, wenn es darum geht, gemeinsam mit dem Kunden ein integriertes System der rechnergestützten Entwicklung aufzubauen. Speziell für den ergonomisch empfindlichen europäischen Markt hat die deutsche Control Data eine Workstation für den Ingenieur herausgebracht, die zunächst einmal durch ihre Größe verblüfft. Sie war auf dem Stand zu besichtigen.

Der Konstrukteur hat es bei diesem Arbeitsplatz mit vier Einheiten zu tun:

- mit einem grafischen Bildschirm hoher Auflösung (4K x 4K adressierbare Punkte) von einer Diagonalgröße von 25 Zoll. Die Mischtechnologie von Storage und Refresh vereinigt die Vorteile beider Techniken, so sehen es jedenfalls die Entwickler des Systems,

- mit dem alphanumerischen Bildschirm zur Darstellung von Steuerinformationen und der Anzeige der Menüfolge und für die Koordinateneingabe;

- mit dem grafischen Tablett, das frei bewegliche eigentliche Arbeitsobjekt für die Menüauswahl und die Steuerung des Fadenkreuzes und anderer Elemente auf dem grafischen Bildschirm und schließlich

- mit der beweglichen Tastatur, einer normalen Schreibmaschinen-Tastatur mit zusätzlichem numerischen Feld und weiteren Funktionstasten.

Außerdem gehört zu der Workstation ein Mikroprozessor mit 128 K Speicher, der das Zusammenspiel der Workstation-Komponenten und die Datenübertragung zwischen Workstation und Host-Rechner steuert.

Im CAE-Bereich sieht denn auch Hans Barthelme, der stellvertretende Geschäftsführer der Control Data GmbH neue Märkte. Er rechnet hier mit Zuwachsraten für die nächsten Jahre von 40 bis 50 Prozent.

Ein Einsatzfeld, auch im industriellen Bereich, sieht Control Data für sein Produkt Plato, ein Computer-unterstütztes Unterrichtssystem, dessen Markt in den USA bereits vorbereitet ist. Es eignet sich in Deutschland nach Ansicht des Hauses insbesondere für die Schulung der technischen Kundendienste, so zum Beispiel in der Automobil-Industrie. In der Bundeswehr ist Plato bereits im Einsatz. Angekündigt wurde aus dem Bereich Education auch ein neuer Mikroprozessor-Kurs; in etwa 60 Stunden soll es der Schüler lernen können, ergänzt durch ein Mikroprozessor-Trainingsgerät, Mikroprozessoren anzuwenden.

CDC sieht sich selbst als der Welt größter Peripherie-Hersteller und auf dem deutschen Markt als den bedeutendsten Zulieferer für die deutsche Computer-lndustrie. Zum ersten Mal für diesen Markt vorgestellt wurden auf der SYSTEMS zwei 8-Zoll-Plattenlaufwerke:

- die Lark ("Lerche"), die nach Herstellerangaben schnellste Fest-Wechselplatte auf dem Markt und die schnellste im 8-Zoll-Format. Sie hat acht MB auf der Fest- und acht MB auf der Wechselplatte. Ein CDC-Novum: Die Lark ist an einen Mikrocomputer mit S-100-Bus anschließbar.

- die Finch ("Fink"), die Festplatten-Version in Winchester-Technologie, also als geschlossenes System, das besonders lange Betriebszeiten angeblich ohne Störung erlaubt.

Ein weiterer Trend auf dem Plattenspeicher-Markt ist die Miniaturisierung. Hier wirken die Control-Data-Leute mit einem neuen 5,25 Zoll-Disketten-Laufwerk, einer Weiterentwicklung der 8-Zoll-Double-Sided-Disketten-Laufwerke.

Bei den Magnetbandgeräten heißt die Messeneuheit "Streaming mode". Dies ist eine neue Technik, bei der die Satzlücke elektronisch eingesteuert wird. Im Gegensatz zur herkömmlichen Start-Stop-Technik, bei der das Band kurz angehalten werden muß. Hier ist es gelungen, bei diesen neuen Bandstationen außer den zwei Antriebsmotoren alle mechanisch beweglichen Teile durch feststehende elektronische Bauteile zu ersetzen, was eine wesentlich geringere Raparaturanfälligkeit zur Folge haben soll.

Informationen: Control Data GmbH, Stresemannallee 30, 6000 Frankfurt 70, Tel.: 06 11/46 06-107