Continental Grain loest Mainframe ab Trotz Rueckschlaegen: US-Konzern bereut C/S-Entscheidung nicht

29.07.1994

SAN MATEO (IDG) - Alle Hoehen und Tiefen eines Client-Server- Projekts hat die New Yorker Agrargesellschaft Continental Grain durchgemacht. Preiswerte Workstations und Windows-PCs erledigen heute Personalverwaltung und Rechnungswesen - Aufgaben, die frueher ein IBM-3090-Mainframe bewaeltigte.

In den USA machen seit einiger Zeit agrarindustrielle Grosskonzerne kleinen Farmern und Ranchern das Leben schwer. Zu diesen Gesellschaften gehoert Continental Grain, ein 15 000-Mitarbeiter- Unternehmen, das im ganzen Land Getreide und Fleisch produziert und vermarktet. Vor rund vier Jahren beschloss Continental, seine Personalverwaltung vom Grossrechner auf ein PC-LAN zu verlagern.

Diese Absicht, so berichtet der Projektverantwortliche Roger Rudenstein, war dem Topmanagement nicht so leicht plausibel zu machen. Da die Abschaffung des Mainframes kurzfristig nicht vorgesehen war, schienen keine nennenswerten Einsparungen erzielbar zu sein - abgesehen von den Upgrade-Kosten, die nun wegfielen. Ausserdem war das neue Client-Server-faehige Personalverwaltungssystem von der Peoplesoft Inc. extrem teuer.

Durch die Aussicht auf geringere Software-Entwicklungskosten in der PC-Umgebung sowie auf ein Ende der Hardwarekosten-spirale liess sich das Management schliesslich doch ueberzeugen. Zunaechst installierte Rudenstein einen OS/2-Server mit 486-Prozessor, der SQL-Base-Datenbank von Gupta und der Human-Resource-Software von Peoplesoft.

Daten wurden aus einem Personalverwaltungsprogramm von Computer Associates mit Hilfe eines Cobol-SQL-Uebertragungswerkzeuges namens "SQR" von Sybase konvertiert. In einer zweiten Projektphase loeste Continental Personalabrechnungs-software von Managament Science America (MSA) durch die Client-Server-Software von Peoplesoft ab. Das Ergebnis war enttaeuschend. "Die Berechnung von Loehnen und Lohnnebenkosten dauerte knapp 14 Stunden", erzaehlt Rudenstein. "Ich war zwar darauf eingestellt, dass es nicht so schnell gehen wuerde wie auf dem Mainframe, aber ich haette nicht gedacht, dass es so viel laenger dauern wuerde."

Kurzerhand wurde der 486-PC einem Unix-Server der HP9000-Reihe von Hewlett-Packard geopfert. Das Gupta-Datenbanksystem wich einer Oracle-Datenbank, allein an der Personalverwaltungssoftware von Peoplesoft hielt Continental Grain fest. Das Softwarehaus lieferte auch Werkzeuge, mit denen sich die Daten aus der Gupta-Datenbank nach Oracle portieren liessen. Mit dieser Hardware-Software- Konstellation dauert die Lohnabrechnung nur noch eineinhalb Stunden. Auch diverse Batch-Laeufe liessen sich in einem Bruchteil der Zeit bewerkstelligen, die auf dem PC noetig war.

Die Server-Welten

mussten verbunden werden

In einem zweiten, zeitgleich laufenden Projekt machte sich Continental Grain an das Downsizing verschiedener Programme fuer das Rechnungswesen. Zielplattform war ein Banyan-LAN mit einem File-Server, auf dem ein Finanzsoftwarepaket der Platinum Corp. lief. Als beide Projekte abgeschlossen waren, galt es, die beiden Server-Welten miteinander zu verbinden.

Physikalisch gelang dies durch die Integration der Client-Server- Umgebung in ein Banyan-Vine Netzwerk auf Basis eines TCP/IP- Backbone-Netzes. Um das Zusammenspiel der Anwendungen fuer Finanzwesen und Personalverwaltung zu managen, schrieb Continental Grain mit Hilfe des Konvertierungswerkzeugs SQR von Sybase ein Hilfsprogramm. Damit liessen sich die Personalkosten von anderen Abrechnungsdaten getrennt berechnen.

Die Hardware-Investitionen in beide Projekte waren gering, da der Konzern als Clients ohnehin 386- und 486-PCs eingesetzt hatte. Die Rechner waren fuer die Mainframe-Datenverarbeitung mit Emulationskarten ausgestattet worden und lassen sich nun weiterverwenden. Sowohl fuer Entwickler als auch fuer Anwender ist die neue Windows-basierte DV-Umgebung komfortabler und benutzerfreundlicher, bilanziert Rudenstein.